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Tagebuch Usbekistan und Tadschikistan / 07. – 24. Mai 2025
(Bilder anklicken um zu vergrössern) 

Das heutige Usbekistan liegt in einer Region, die erstmals in der Antike für die Europäer an Bedeutung gewann, namentlich mit dem Heerzug Alexander des Grossen im 4. Jahrhundert v. Chr. Was die Region Zentralasien attraktiv für dieses und spätere Eroberer machte, wie Turkvölker, Mongolen und Russen waren die Handelswege der Seidenstraße – und der damit einhergehende Reichtum der Handelsstädte, die sich hier in Zentralasien trafen, die China mit Persien und Indien verbanden und den Orient mit Europa. Wir haben viele historische Stätte des Landes mit ihrer sehr gut erhaltenen Bausubstanz besucht und genossen die außerordentliche Gastfreundschaft der Usbeken und Tadschiken.

Den beiden deutschsprechenden Reiseleiter, Shavkat Turdikulov (Usbekistan) und Ibodulloev Bahrom Boris (Tadschikistan) verdanken wir viele interessante, amüsante und lehrreiche Stunden.

Tag 1, Mi 07. Mai 2025 / Geplant Flug Zürich – Istanbul – Taschkent, effektiv eine Übernachtung in Kloten, Hotel Hilton.
Wir, d.h. unsere kleine Reisegruppe (Willy/Margrit Keller, Robi/Ursy Müller, Adriana Esposito und Ernest/Susanne Fröhlich – Roberto/Monika Barizzi haben einen späteren Flug gebucht) sassen schon im Flugzeug und wurden infolge eines anscheinenden Defektes der Maschine wieder ausgeladen. Trotz stundenlangem Anstehen bei diversen Schaltern konnten wir erst am nächsten Tag Sitzplätze bekommen. Wir nahmen es gelassen, obwohl der eine oder andere innerlich „gekocht“ hat, da das Handling der Fluggesellschaft Türkisch Airlines nicht gerade professionell vonstattenging. Mit vielen Gutscheinen, einer Übernachtung mit Nachtessen und Frühstück und Transfer zum und vom Hotel haben wir dann den ersten Reisetag in der Schweiz anstatt in Usbekistan verbracht.  Roberto und Monika konnten am Vortag mit einem späteren Flug planmässig nach Taschkent fliegen und haben die „Privatbetreuung“ durch Shavkat sicher geniessen können.

Tag 2, Do 08.05.2025 / Flug Zürich – Istanbul – Taschkent
Vor Abflug haben wir noch unsere Gutscheine im Wert von ca. CHF 150.-, welche wir von der Fluggesellschaft erhalten haben, „verprasst“, mit Cüpli, Bier und Weisswein. Willy wurde als „Säckelmeister“ erkoren. Danke für deinen Einsatz, wir schätzen es sehr. Der Flug nach Istanbul mit supermodernem Flughafen und weiter nach Taschkent erfolgt planmässig. Ernest hat bereits seinen schwarzen Pullover im Flughafen von Istanbul verloren/liegengelassen. Ankunft in Taschkent um 00.45 (eff. 09.05.) Empfang durch Shavkat und Fahrt zum Hotel Lotte.

Tag 3, Fr 09.05.2025 / Taschkent – Nukus - Chiwa
Kurze Nacht! Treffen mit Roberto und Monika. Transfer zum Flughafen und  um 07.15 Abflug nach Nukus. Aufregung: Ursy hat ihr Handy im Flieger liegen gelassen. Shafkat nimmt sich der Sache an. Besuch des Kunstmuseum Savitsky, welches dem russischer Künstler gewidmet ist. Die Führung war etwas lang und ist nicht unbedingt ein Muss, wen man nicht Kunstaffin ist. Die meisten Künstler sind uns fremd.  Nach der Mittagspause ca. 3 - 4-stündige Wüstenfahrt nach Chiwa. Unterwegs besichtigen wir die Nekropole von Mizdakhan mit vielen zoroastrischen Grabstätten. Mit ihren bis zu 2000 Jahre alten Gruften und Gräbern und Mausoleen ist sie Kult- und Pilgerstätte. Das Mausoleum für Muslum-Chan Sulu (erbaut 1320-1330) ist sehenswert. Gegen Abend Ankunft in Chiwa, Hotel Bankir 3+. Kurzer Spaziergang in die Altstadt zum Hotel Arkanci. Sonnenuntergang, Apéro auf der Dachterrasse und Nachtessen im Hof.


Tag 4, Sa 10.05.2025 / Chiwa
Die 2500 Jahre alte Oasenstadt Chiwa ist eine Juwel in Türkis und mit ihren intakten Altstadtmauern so etwas wie ein belebtes Freilichtmuseum. Orientalische Ornamente, schattige Innenhöfe, das warme Leuchten der Mauern aus Lehm, sowie Moscheen, Medresen, Mausoleen und Minarette – alle verziert mit Tausenden türkisfarbener Fliesen. All das hat uns Shavkat während des Rundganges nähergebracht. Die Altstadt mit ihren Lehmstrassen ist auch heute noch von einer nahezu vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben und wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Auffallend sind „Der Dicke und der Lange“.  Kalte Minor ist das kurze Minarett aus dem Baujahr 1855. Eigentlich sollte es das höchste Minarett von ganz Zentralasien werden. Die Stadtführer übertreffen sich gegenseitig mit Anekdoten über die vermeintlichen Gründe des Baustopps. Tatsächliche gab es genug Gründe: Der frühe Tod des Bauherrn Amin Khan 1855, außerdem knappe Kassen, Unruhen im Inneren und die unaufhaltsam näher rückenden Russen. So blieb es bei 28 Meter, und das bei einem Durchmesser von 14 Metern. Man muss nicht lange suchen, um auch noch den Langen zu finden. Das Minarett der Medrese Islam Hodzha ist einfach überragend. Er ist 57 Meter hoch und wurde erst im Jahre 1910 erstellt. Wir besuchen auch die Juma Moschee, deren Holzbalkendecke von 215 Säulen getragen wird und individuell mit kunstvollen Schnitzereien versehen sind.  Immer wieder überrascht uns Shavkat mit amüsanten Geschichten und Anekdoten. Das Nachtessen gibt es im Hotel Ayvon auf der Dachterrasse, begleitet mit Folkloremusik und Folkloretänzen. Marionetten Pupppen-Figuren tanzen mit.

Tag 5, So 11.05.2025 / Chiwa – Buchara
Heute fahren wir durch die Kizilkum-Wüste, die Rote Wüste. Eigentlich ist es eher eine Steppenlandschaft. Es gedeihen Pflanzen wie Tamarisken und Sandakazien. Erdhörnchen, Schlangen, Skorpione und Echsen bevölkern die Landschaft. Unterwegs besichtigen wir eine Raupenfarm. Die Familie freut sich sehr über unseren Besuch und wir bekommen einen guten Eindruck über den Hergang der sehr gefrässigen Seidenraupen. Mittagessen unterwegs im Garten eines netten Restaurants. Frühe Ankunft in der Oasenstadt Buchara. Shafkat nimmt uns mit auf einen Rundgang. Wir bekommen einen guten Überblick und sind fasziniert von dieser Stadt. Nachtessen bei einer jüdischen Familie. Übernachtung im Hotel Mehrab im Zentrum der Stadt.

Tag 6, Mo 12.05.2025 / Buchara
Legendär reich war einst die Oasenstadt Buchara und ein wichtiger Knotenpunkt an der Seidenstrasse. Sitz des eleganten Samanidenhofes und Zentrum des Islams in Zentralasien. Noch heute schimmern die Kuppeln blau und glänzen die Fassaden der Medresen und Moscheen. Die Altstadt Bucharas ist intakt und das Leben nimmt in den Gassen zwischen den Lehmhäusern seinen gemächlichen Gang. Wir besichtigen die Zitadelle Ark, einst Regierungssitz und Palast der Herrscher von Buchara. Dann besuchen wir das Mausoleum Chaschma Aygg und das berühmte Samaniden-Mausoleum, in einer schönen Parkanlage gelegen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind den Labi Hauz Komplex, die historischen Marktkuppelbauden und die Medrese Ulugbek aus dem 15. Jahrhundert und schliesslich den Poi Kalon Komplex mit dem berühmten, 46 Meter hohen Minarett Kalon, dem Wahrzeichen Bucharas. Mittagessen neben dem Eisenturm mit lustigem Puppentheater.  Wir besuchen eine Messerschleiferei und die Männer sind „käufig“. Der berühmte Miniaturmaler Davlat Toshev erzählt uns in Form von Märchen, wie seine Bilder entstehen. Danach dürfen wir selbst malen – Granatäpfel. Ein Diplom für das schönste Werk erhalten Robi und Susanne!  Abendessen auf einer Terrasse mit Folklore. Tolle Vollmondaufnahmen mit der Moschee mit der blauen Kuppel. Im Hotel ruft uns Ursy. Robi ist vom Bett gefallen und kann nicht selber aufstehen, da ihn seine vier gebrochenen Rippen immer noch behindern. Zu fünft, d.h. Kellers, Fröhlichs und Ursy schaffen wir es, Robi mit seinen gut 90 Kilo wieder auf die Beine, respektive ins Bett zu bringen.

Tag 7, Di 13.05.2025 / Buchara
Weiter besuchen wir noch die Sommerresidenz des letzten Emirs von Buchara mit Harem-Haus an einem kleinen See. Hier hat der Emir seine Frauen baden lassen und sich die schönste ausgewählt. Weiter mit Bus zum Privatpalast und einem der schönsten Mausoleen. Wir Frauen ziehen Kopftücher an. Robi wird in einem defekten Rollstuhl zum Mausoleum gefahren. Immer wieder mussten die Räder gerichtet werden. Vor dem Mittagessen ist auch noch ein Besuch bei einem Teppichhändler angesagt. Am frühen Nachmittag gibt es in einem Innenhof eine weitere Folklore- und Modeshow. Überraschend schöne Kleider aus wunderbaren Stoffen.  Der Nachmittag steht frei für Shopping. Alle sind aber müde und nutzen die freie Zeit für ein Mittagsschlaf. Mit etwa 35-38° ist es doch recht heiss. Abendessen auf der Dachterrasse des Old Bukkara Restaurant.

Tag 8, Mi 14.05.2025 / Buchara – Nurata – Cabins am Aydarkul See
Besichtigung der Ausgrabungen von Paykent. Die Kupferstadt ist eine der ältesten Handelsstädte in Transoxanien. In vorislamischer Zeit bestanden hier Handelsbeziehungen bis nach China und bis jenseits des kaspischen Meeres. Gleichzeitig befand sich hier ein militärischer Vorposten zur Sicherung der Karawanenwege nach Buchara. Weiter nach Nurata und Besichtigung der Festung Alexanders des Grossen. Nette Bekanntschaften mit einheimischen Frauen – alle im etwa gleichen Alter wie wir. Vor dem Mittagessen haben wir noch Schülerinnen fotografiert und einige Farbstifte verteilt. Für die Fahrt von 28 Kilometer auf Schotterstrasse zum Aydarkul See benötigen wir etwa 1 ½ Stunden. Die Fahrt mit einem grossen Bus ist ungeeignet. Nachtessen auf der Terrasse mit Tanz und Gesang von einheimischen Männern. Wunderbarer Sonnenuntergang. Die Unterbringung in Cabins haben nicht alle begeistert. Positiv zu erwähnen – keine einzige Mücke.

Tag 9, Do 15.05.2025 / Aydarkul See – Samarkand
Nach dem Frühstück Fahrt zurück auf die Hauptstrasse und weiter auf schlechter Strasse bis nach Jizzax. Mittagessen im Garten an der Ringstrasse von Jizzax. Durch hügelige Landschaft auf gut ausgebauter Strasse bis nach Samarkand zum Hotel Sultan. Vor dem Nachtessen führt uns Shavkat zur Madame Valentina. Sie soll eine bekannte Couturière sein. Ihr Etablissement liegt in einem Hinterhof. Anlage und Madame Valentina sind schon etwas in die Jahre gekommen. Hier kommen wir in den «Genuss» einer weiteren Modeschau – teilweise sehr skurriler Auftritt der Models. Hier finden wir die Käppli für Felix und für Adriana eine passende Halskette. Nachtessen in einem traditionellen Restaurant Nähe des Regitanplatzes – auch Mitglieder von Shafkats Familie sind anwesend. Sie essen in einem Nebenraum traditionell sitzend im Schneidersitz. Am Abend, wie jeden Abend, fantastische Lichtershow auf dem Registanplatz. Dieser ist von drei Medresen umgeben und dient als prachtvolle Kulisse für die Lichtershow.

Tag 10, Fr 16.5.2025 / Samarkand
Wir beginnen unsere ausführlichen Besichtigungen mit dem palastartigen Mausoleum des Mongolenherrschers Timur, dessen melonenförmige Grabkuppel seit Jahrhunderten zu den Wahrzeichen der Stadt gehört. Das Zentrum der Stadt ist der berühmte Registanplatz, der von drei prachtvollen Medresen eingerahmt wird. Weiter geht es zur gewaltigen Moschee Bibi Chanum aus dem frühen 14. Jahrhundert, zum Syo Bazar und der Nekropole Shah-e-Sinde, eines der interessantesten und beeindruckendsten Zeugnisse timuridischer Baukunst. Eine hübsche Reporterin mit Filmteam fragt unseren Reiseleiter an, ob sie mit uns ein Interview, mit Film, machen dürfte. Sie gibt Anweisungen, die wir befolgen und so entsteht eine kurze Reportage über Touristen und deren Meinung über Samarkand. Die Reportage wird/wurde im Fernsehen ausgestrahlt. Zum Abendessen sind wir eingeladen bei Shavkat und seiner Familie. Wir lernen seine Frau und einige Kinder kennen. Es gibt Plov, ein einheimisches Gericht mit viel Rindfleisch, Gemüse und Reis. Unsere Männer helfen beim Zubereiten. Alles schmeckt vorzüglich. Diejenigen, welche am gestrigen Abend noch nicht dabei waren, haben heute die Lichtershow gesehen – einfach nur grossartig.

Tag 11, Sa 17.05.2025 / Samarkand
Ein Besuch bei einer Organisation deutschsprachiger Minderheit ist angesagt. Es handelt sich um eine Schule, welche die deutsche Sprache und Gepflogenheit aufrechterhalten will. Ironie: keine der Frauen spricht Deutsch und da Wochenende ist, sind auch keine Kinder in der Schule! Ein Besuch lohnt sich nicht. Hingegen lohnt sich die Besichtigung des erst 1908 freigelegte Observatorium des berühmten Astronomen Ulugh Beg. Ein Besuch bei einer lokalen Papiermanufaktur, wo wir den Vorgang des Papierschöpfens sehen, runden die Besichtigungen ab. Als Überraschung sind wir im renommierten Weingut Khovrenko  zu einer Weindegustation eingeladen. Usbekistan und Wein – wie passt das zusammen fragen wir uns. Dabei hat der Weinanbau in Usbekistan eine lange Tradition. Man nimmt an, dass die ersten Trauben vor 6000 Jahren hierhergebracht wurden und dass zu dieser Zeit bereits die Kultivierung des Weinbaus in Zentralasien Tradition hatte. Als der Venezianer Marco Polo durch Zentralasien reiste, schwärmte er in seinem Tagebuch: «Samarkand, Buchara und andere prächtige Städte sind Orte, die mit herrlichen Gärten und Weinbergen geschmückt sind. Ich probierte den lokalen Wein.  Dieser Wein war mindesten zehn Jahre alt und beeindruckte durch seine hervorragende Qualität…». Den Abend lassen wir stilgerecht mit einem Konzert mit klassischer russischer Musik im Hof des Weingut-Restaurants und einem traditionellen, russischen Abendessen ausklingen. Das Orchester spielt nur für uns!

Tag 12, So 18.05.2025 / Samarkand, Ausflug Shahrisabs
Nach kurze Fahrt in vier Taxis (Busse dürfen diesen Pass nicht befahren) gelangen wir zu einer Art Vergnügungspark. Hier wurde die Uzbekische Version von Winnetou gedreht, offensichtlich mit diesem herzförmigen Stein. Shafkat warnt, dass man ausrutschen könnte und begleitet Ursy. Prompt rutsch sie aus und liegt Shafkat zu Füssen. Zum Glück ist sie nicht verletzt. Weiter nach Shahrisabs, der Geburtsstadt von Timur Lenks. Hier besichtigen wir die monumentalen Baudenkmäler der Fürsten aus dem 14. Und 15. Jahrhundert. Zuerst die Ruinen des einstigen Sommerpalastes Ak Serai des «Weissen Schlosses». Allein die Ruinen dieses grossartig angelegten Palastes vermitteln noch heute einen grossartigen Eindruck. Die Gök Gumbas Moschee aus dem 15. Jahrhundert, mit dem hohen Eingangsportal und der wiederhergestellten 25 Meter hohen Innenkuppel gehört ebenfalls zu den bedeutendsten Baudenkmälern jener Zeit. Inmitten einer Veranstaltung von Mitarbeitern, welche mit Wasserversorgung zu tun haben, können wir das Mittagessen einnehmen. Es wird getanzt und gesungen in einer Lautstärke welche die zugelassene Lautstärke (Dezibel) bei uns um einiges übersteigen würde. Das Grabmal Dorus Saodats aus dem 14. Jh. schliesslich ist eine 70x50 Meter grosse Anlage. Durch eine kleine Tür gelangt man in einen weiten, von alten Platanen überschatteten Hof. Hier haben wir die Möglichkeit bei den zahlreichen Verkaufsständen einige Einkäufe zu tätigen. Auf dem Platz singen und tanzen einheimische Frauen zusammen mit Touristinnen. Auch auf der Rückfahrt nach Samarkand können wir gut erkennen, dass der Wind viel Sand aus Pakistan mit sich bringt. Das Nachtessen findet in einem «Biergarten» statt. Nach den bisher heissen Temperaturen zwischen 30° bis fast 40° hat es nun etwas abgekühlt. Die aufmerksamen Kellner haben uns in Wolldecken eingepackt, die Temperatur zeigt nun ca. 20°.

Tag 13, Mo 19.05.2025 / Samarkand – Pandschakent (Tadschikistan)
Abschied von Shavkat. Einigen sind die Tränen nah. Wir hatten eine ausserordentlich gute Zeit mit einem wunderbaren Menschen. Er hat uns vieles, grossartiges vermitteln können, was wir wohl nie vergessen werden. Unser neuer Führer Boris ist ein netter junger Mann und er wird uns sicher auch viel zu erzählen wissen. Wir steigen um in einen bequemen und modernen 16-Plätzer Sprinter. Das Gepäck wird mit einem separaten Fahrzeug transportiert. Unser Fahrer fährt uns zügig zu zum historischen Museum. Wir sehen eine sehr gute Sammlung zur 5000-jährigen Geschichte der Region. Weiter geht es zu den Ausgrabungen von Sarazm mit der frühgeschichtlichen Lehmsiedlung auf ca. 100 Hektar gelegen. Zahlreiche Artefakte aus der Bronzezeit wurden gefunden, Brennöfen für Keramik und die Bestattung einer jungen Frau, genannt «Prinzessin von Sarazm» (ca 3000 Jahre vor unserer Zeit). Das Skelett der jungen Dame war von hunderten Lapislazuli Perlen umgeben – offenbar waren sie auf die Kleidung aufgenäht.  Vieler dieser Perlen sind jedoch im Laufe der Jahrtausende zerfallen. Zum hübsch aufgetischtem Mittagessen sind wir bei einer einheimischen Familie eingeladen. Danach führt uns Boris noch zum Zentralbazar wo wir die Vielfalt an Dargebotenem bewundern können. Das Nachtessen nehmen wir im Hotel Palace ein. Essen eher etwas dürftig.

Tag 14, Di 20.5.2025 /  Pandschakent – Iskandarkul
Heute fahren wir etwa 5 Stunden durchs Fan-Gebirge in Richtung Iskandarkul. Unser Fahrer kennt die Bergstrecke gut. Er fährt ein halbes Jahr mit Touristen. Das andere halbe Jahr fährt er in dieser Gegend mit grossen Lastwagen für die Gold- und Kohlenminen. Trotzdem ist uns sein Fahrtempo zu hoch und wir bitten ihn, etwas langsamer zu fahren. Wir «klettern» auf etwa 2200 m durch abwechslungsreiches Hochgebirge bis zum See. Der Name des Sees geht auf Alexander den Grossen zurück, dessen Pferd der Legende nach im See ertrunken sein soll. Entsprechend ergibt sich das Wort Iskandarkul aus der persischen Aussprache des Namens Alexander = Iskander und dem tadschikischen Wort für See, kul. Mittagessen gibt es in einem privaten Restaurant im hinteren Teil des Tales. Nach dem Mittagessen machen wir einen Spaziergang durch das beschauliche Dorf, besuchen die zwei Mini-Dorfläden und die Schule. Die Kinder freuen sich sehr über unseren Besuch. Roberto spielt Lehrer, was alle lustig finden. Robi und Susanne nehmen am Rundgang nicht teil. Im Minibus zurück zum Dorf Iskaderkul zum  netten Touristhotel. Wir geniessen das Nachtessen und das Bier, welches Boris extra für uns besorgt hat, in einem Glashaus gebaut auf Stelzen über dem Wasser.

Tag 15, Mi 21.05.2025 / Iskandarkul – Duschanbe
Am frühen Morgen geht es auf eine ca. 1 1/2-stündige Wanderung zu den «Niagara Fällen» des Fan Gebirges, einem 40 Meter hohen Wasserfall. Durch das abgelegene, faszinierende Tal der Yagnoben, das vor allem kulturell von grosser Bedeutung ist. Durch den Anzob Tunnel. Der Tunnel ist etwa 5 Kilometer lang, ohne Licht und Ausfahrstellen. Immerhin ist der Strassenbelag in jüngster Zeit durch die Chinesen etwas begradigt und die Schlaglöcher sind etwas ausgebessert worden. Auf der weiter gut ausgebauten Strasse geht es hinunter, erst durch karge Gebirgslandschaft und bald durch bewohntes und städtisches Gebiet nach Duschanbe. Mittagessen in einem türkischen Restaurant. Wir bekommen ein Upgrade und können die Zimmer im Hotel Serena***** beziehen. Ohne Boris gehen wir auf einen Spaziergang bis zur Oper. Nach längerem Suchen finden wir ein Lokal, welches auch Drinks mit Alkohol anbietet. Die tadschikische Hauptstadt war bis vor kurzem eine rein sowjetische Stadt. Holzhäuschen und andere Überbleibsel russischer Siedler aus dem 19. Jahrhundert sucht man vergeblich. Die enormen Sportstadien sowie topmodernen Hochhäuser prägen das Stadtbild. Nachtessen/Buffet im Hotel. Die Kellner verstehen kein Englisch, was das Bestellen von Wein und Mineralwasser schwierig macht. Wein haben wir bekommen, Mineral mit gibt es im 5-Sterne Hotel nicht.

Tag 16, Do 22.05.2025 / Duschanbe
Nach dem Frühstück starten wir zu einem Rundgang, teilweise mit Bus, teilweise zu Fuss. Die Stadt gilt als grünste der zentralasiatischen Hauptstädte mit vielen Parks und Alleen. Diesem können wir absolut zustimmen. Im Zentrum steht die 11 Meter hohe Somoni-Statue, die dem Gründer der Samaniden-Dynastie gewidmet ist und ein Wahrzeichen der Stadt darstellt. Wir spazieren durch den Rudaki Park mit vielen Blumen, Bäumen und Springbrunnen. Mit dem Kleinbus weiter zur Grossen Moschee. Hier müssen wir Damen uns «einkleiden» lassen. Es darf keine nackte Haut gezeigt werden, wenn man die Moschee besuchen will. Die Große Moschee in Duschanbe (Tadschikistan) ist das größte Gotteshaus in Zentralasien. Es war Staatschef Emomali Rahmon persönlich, der die Ausschachtungsarbeiten für das Fundament des Gebäudes in die Hände genommen hatte, indem er auf einen Schaufelbagger stieg. Im Juni 2023 erfolgte die Eröffnung. Mit dem Vorplatz und dem Gartengelände weist die Große Moschee ein Ausmaß von 12.000 Hektar auf. Die Moschee allein kommt auf ein Ausmaß von 3.000 Hektar. Auf dem gesamten Areal können 133.000 Gläubige beten. Die Große Moschee Duschanbe ist das größte Gotteshaus in Zentralasien. Die Minarette erreichen eine Höhe von 82 Metern. Die Höhe in der Moschee vom Boden bis zum Dach beträgt 65 Meter. Im 2. Stock des Gebäudes befindet sich der Bereich für die Frauen. Man findet in der Moschee 109 Türen vor, die größten und schwersten wiegen 5 Tonnen. Der größte Kronleuchter in der Moschee erreicht ein Gewicht von 6 Tonnen. Zum Freitagsgebet und zum Tarawih ist die Moschee sehr gut besucht. Man trifft auf ca. 12.000 Betende. Außerhalb dieser Zeit finden sich zu jedem Pflichtgebet rund 1.500 Gläubige ein. Der Palast der Nation (auch bekannt als Präsidentenpalast) in Duschanbe ist die offizielle Residenz des Präsidenten von Tadschikistan. Er befindet sich in der Shirinshoh Shohtemur Street im Zentrum der Stadt. Der Palast beherbergt nicht nur die Residenz, sondern auch das Büro des Präsidenten und ist ein wichtiger Treffpunkt für Regierung und Parlament. Viele prunkvolle Zimmer und Säle können wir bewundern. Viele Zimmer sind mit Swarovski-Steinen «verziert» oder vollständig mit deren ausgestattet. Auf der Treppe vom Palast feiern Studenten ihr Diplom. Margrit, Adriana und ich gehen noch Shoppen. Finden zwar ein Kleid, können aber nicht bezahlen, da kein Bargeld. Am Abend geniessen wir das «Fairwell-Dinner» im Restaurant Fragat direkt am künstlichen See. Wir bestellen Weisswein aus dem Chablis und sind erstaunt über den horrenden Preis für drei Flaschen. Preis pro Flasche ca. CHF 75.--. Auf der Weinkarte ist der Preis sehr wohl aufgeführt, allerdings pro Glas und nicht pro Flasche! Nun ja, es trifft ja keine armen Leute!

Tag 17, Fr 23.05.2025 / Duschanbe
Am Vormittag fahren wir zur eindrucksvollen Hissor-Festung, etwa 15 Kilometer westlich von Duschanbe. Sie steht auf einem Hügel und überwacht das Tal zwischen 2 Bergketten im Osten und Westen. Historische Aufzeichnungen erwähnen die Festung in Hisor bereits 1000 v. Chr. Neuere Aufzeichnungen über die Festung beziehen sich auf die Zeit, als Kyros der Große um 550 v. Chr. das erste persische Reich gründete. Von der ursprünglichen Festung ist allerdings nicht viel übriggeblieben, da sie im Laufe ihrer Geschichte aufgrund ihrer strategischen Lage mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde. Wie üblich wurden auch verschiedene Teile der Festung im Laufe der Zeit und unter verschiedenen Herrschern hinzugefügt. Im 16. Jahrhundert wurden mehrere Teile der Festung gebaut, nämlich die Mauer, an der sich heute das Haupttor befindet, die Alte Madrassa, das Makhdumi A’zam Mausoleum und einige Anbauten an der Alten Moschee. In einem Zimmer mit vielen Teppichen an den Wänden und Böden ist ein Puppenpaar in traditioneller Kleidung ausgestellt. Zurück nach Duschanbe zum Nationalmuseum. Nach der Unabhängigkeit Tadschikistans gab es Bestrebungen, ein offizielles Museum zu gründen. Am 4. April 1996 erhielt die Einrichtung offiziell den Namen „Museum der Altertümer Tadschikistans“. 2001 erhielt das Museum ein eigenes Gebäude, in dem heute eine umfassende Sammlung archäologischer, ethnografischer und naturwissenschaftlicher Forschungen aus dem 20. Jahrhundert untergebracht ist. Heute befindet sich das Museum für Altertümer Tadschikistans in einem zweistöckigen Gebäude im Herzen von Duschanbe. Die Ausstellungen des Museums sind chronologisch angeordnet, beginnend mit Artefakten aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. und weiter bis ins frühe 20. Jahrhundert. Die Sammlung umfasst Entdeckungen aus ganz Tadschikistan. Eines der wertvollsten und berühmtesten Exponate des Museums ist der „Buddha im Nirvana“, eine kolossale Statue, die in den 1960er Jahren bei Ausgrabungen in Ajina-Tepe in der Nähe von Kurgan-Tyube entdeckt wurde. Diese Skulptur, die Buddha auf seiner rechten Seite liegend darstellt, ist fast 13 Meter lang und wiegt über 5.5 Tonnen. Sie gilt als eine der größten Buddhastatuen der Welt und bildet das Herzstück der Museumssammlung. Den Nachmittag nutzen einige Damen zu einem weiteren Besuch in einer «Shopping Mall». Hier werden in erster Linie Kleider und Kosmetika, Schuhe und Stoffe, alles traditionelle Güter, angeboten. Nochmals geniessen wir ein gemeinsames Nachtessen bei einem Italiener, bevor wir um 23.30 Uhr in Richtung Flughafen fahren. Nach dem Check-in verabschieden wir uns von Boris und dem Fahrer. Beide haben ihre Arbeit ebenfalls einwandfrei gemacht und beide können wir vorbehaltlos empfehlen.

Tag 18, Sa 24.05.2025 / Duschanbe – Zürich
Um 03. Uhr starten wir pünktlich in Richtung Istanbul. Zum Umsteigen bleibt uns nicht viel Zeit. Robi und Ursy werden mit einem Elektrofahrzeug zum Abfluggate gefahren. Der neue Flughafen von Istanbul ist riesig, aber sehr gut beschildert, so dass auch wir pünktlich zum Check-in eintreffen. Am Morgen landen wir pünktlich und alle bekommen ihr Gepäck. Eveline holt uns ab und wir freuen uns auf Zinga und auf die Lieben zuhause.

Fazit
Die Reise durch Usbekistan und Tadschikistan ist eine einzigartige Erfahrung, die sowohl kulturelle Schätze als auch beeindruckende Landschaften vereint. Die historischen Seidenstraßenstädte wie Chiwa, Buchara und Samarkand in Usbekistan sowie die malerische Natur Tadschikistans mit seinen Bergen und Seen hinterlassen unvergessliche Eindrücke und haben uns einige Male beinahe «erschlagen». Unsere 9-köpfige Reisegruppe hat bestens harmoniert. Wir hoffen, dass auch Robi trotz seines Handicaps die Reise geniessen konnte. Auch ich möchte allen danken, die meinem Bruder geholfen haben die Treppen runter, die Treppen hinaufzubegleiten und auch sonst behilflich waren. Ursy mit ihrem verlorenen Handy, welches schlussendlich im Fundbüro in Taschkent aufgetaucht ist und von einer Mitarbeiterin nach Samarkand gefahren wurde, hat viel zur Belustigung dieser Geschichte beigetragen.
Allen, alles Gute – wir sehen uns



 

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