Schottland - England Mai/Juni 2018
Datum | Route | Km | Koordinaten/Stellplatz | M.üM. |
01.05.2018/Di | Oberengstr.-Bonndorf-Rust | 191 | 48.272350N, 7.716688E | 160 |
02.05.2018/Mi | Rust-Ijmuiden/Amsterdam | 692 | 52.457024N, 4.565129E | 5 |
03.05.2018/Do | Ijmuiden-Newcastle | 9 | -- | |
04.05.2018/Fr | Newcastle-Herding Hill F. | 120 | 54.981614N, 2.449141W | 210 |
05.05.2018/Sa | Herding Hill F.-Glencaple | 94 | 55.002736N, 3.574293W | 8 |
06.05.2018/So | Glencaple-Castle Douglas | 94 | 54.936157N, 3.928887W | 53 |
01.05.2018/Di Oberengstringen – Bonndorf - Rust
Nach Bonndorf im Schwarzwald und Besuch bei Frau Lehner. Weiter durch den Schwarzwald zum Europapark Rust mit tollem Stellplatz. Nachtessen im Rancho-Restaurant und früh ins Bett.
02.05.2018/Mi Rust – Ijmuiden
Grundsätzlich haben wir damit gerechnet, dass wir irgendwo unterwegs nochmals übernachten müssen. Da aber wenig Verkehr, keine Staus und keine Unfälle, sind wir sehr zügig vorangekommen. Übernachtet haben wir wiederum auf dem grossen Parkplatz vor dem Hotel Apollo (ehemals Seaport Beach Hotel). Das Nachtessen haben wir im ebenfalls im Restaurant des Hotels eingenommen.
03.05.2018/Do Ijmuiden/Fähre Newcastle
Den Tag haben wir bis zur Einschiffung genutzt für ausgiebige Spaziergänge mit Calou und einem „Sonnenbad“ in einer der Strandbars am schönen, weiten und wenig bevölkerten weissen Strand von Ijmuiden. Am Färhhafen gehören wir zu den ersten, die anstehen. Bei der Einfahrt wird uns mitgeteilt, dass wir zuerst noch mit Calou zur Vet-Kontrolle müssen. Da wir nicht wussten wo das ist, hat uns ein „Heini“ gesagt, wir sollen dem gelben Fahrzeug folgen, der führe uns hin. Wieder raus aus dem Hafen und dem gelben Fahrzeug nach. Dieser ist gefahren wie ein irrer und als wir ihn dann nach etwa 10 Kilometern ganz verloren haben, haben wir uns entschlossen umzukehren und sind natürlich in einen Stau gefahren. Ein Telefon mit DFDS hat geklärt, dass sich diese Kontrollstelle direkt im Hafengebäude neben der Anlegestelle befindet. Zeitig sind wir wieder beim Hafen gelandet und ich konnte zu Fuss (ca. 100m) zum Hafengebäude mit Calou gehen. Alle Impfungen ok – nur, wie in Norwegen – auf der falschen Seite eingetragen (Bandwurmimpfung/Tablette). Die Dame ist aber sehr nett und hat uns, nachdem auch noch geprüft wurde, ob der Chip vorhanden ist, durchgewunken. Wir haben eine Kabine mit Hund gebucht, bekommen eine 4-Bettkabine ganz in der Nähe des „Versäuberungsplatzes“ für Hunde. Wie immer auf diesen Fähren sehr, sehr dürftig – ein etwa 2m2 grosses Steinbecken, bestückt mit einem Busch und einem Gartenzwerg. Der wurde wohl schon tausendmal angepisst – armer Kerl. Das Nachtessen habe ich zum vornherein gebucht, wir haben uns dann aber für das „Erstklassrestaurant“ entschieden, eine Aufzahlung geleistet und sehr gut gegessen.
04.05.2018/Fr Newcastle – Herding Hill Farm Hadrian’s Wall
Die Überfahrt erfolgt auf total ruhiger See ohne Wellengang. Fahrplanmässig sind wir in Newcastle angekommen und haben uns, nach einem kurzen „Pipistopp“ für Calou, zum Barbour Outlet begeben (mit einigen kleinen Umwegen!). An die Fahrweise auf der „falschen Seite“ hat sich Ernest sofort gewöhnt. Wir fahren westwärts in etwa dem Hadrianswall entlang in Richtung Carlisle. Unterwegs besichtigen wir die Anlage beim Chester Fort mit netten kleinem Museum und recht gut erhaltenen Grundmauern dieser ehemaligen Garnison. Gefunden hat man hier in der Badeanlage ein Mosaik mit dargestellten „Badeschlappen“ oder wie wir heute sagen „Flipp Flopps“. Hadrianswall – siehe Kurzgeschichte “.
In der Nähe von Haltwhistle finden wir einen schönen Campingplatz auf einem Hügel mitten in den grossen Schafweiden. Wir haben Glück, dass wir noch einen Platz bekommen haben, denn es ist in England ein Feiertagswochenende und alles ist voll belegt. Ernest geht mit Calou spazieren und beide kommen in etwa so gut riechend zurück wie eine grosse Schafherde.
05.05.2018/Sa Herding Hill Farm Hadrian’s Wall - Glencaple
In Carlisle machen wir Grosseinkauf, durchfahren die hübsche Altstadt und kommen kurz vor Gretna Green über die Grenze nach Schottland. Gretna Green ist heute nicht viel mehr als ein kleiner Weiler mit der alten Schmiede, wo früher die Trauungen stattgefunden haben. Heute gibt es zahlreichen Souvenirshops. Da ab 1713 in England Eheschliessungen nur mit Lizenz und in der Kirche möglich waren, flohen viele junge Leute in den ersten Ort hinter der englisch/schottischen Grenze, nach eben diesem Gretna Green.
Nach 1865 sah das Gesetz vor, dass wenigstens ein Partner mindestens für drei Wochen in Schottland gelebt haben musste. Endgültig illegal wurde die Hochzeit aber erst 1940. Heute kann man sowohl richtige Hochzeiten in alten Schmiede feiern wie auch „Scheinehen“ vornehmen. Haben jeweils unsere Chauffeure auf den Schottlandreisen gemacht und eine Dame aus der Busgesellschaft geheiratet. Erstaunt sind wir, dass sehr wenige Besucher anwesend sind. Weiter zum Caerlaverock Castle.
Die auf Triangel förmigem Grundriss ruhende Festung geht auf das ausgehende 13. Jh. zurück. Die Burg wurde viele Male zerstört und wiederaufgebaut, 1640 erneut zerstört und nie wiederaufgebaut. Trotzdem ist sie sehr hübsch anzusehen und weisst noch einige schöne Details auf. In Glencaple finden wir am Hafen einen netten Stellplatz.
06.05.2018/So Glencaple – Castle Douglas
Dem Nith River folgend nach Dumfries mit der sechsbogigen Old Bridge und wieder südlich nach New Abbey mit der Sweetheart Abbey.
Diese wird leider gerade restauriert und ist eingerüstet. Trotzdem gefällt uns diese Anlage, auch wegen seiner Geschichte. Der Namen der Abtei geht auf eine grosse Liebe zurück: Devorgilla Balliol, die Begründerin der Abtei (1273), hat sich hier zusammen mit dem Herzen ihres Mannes, begraben lassen. Sie hatte ihren Mann so sehr geliebt, dass sie nach dessen Tod sein Herz in ein Behältnis gab und dieses bis zu ihrem eigenen Tod sechzehn Jahre später stets bei sich trug. Auf der Strecke nach Dalbeattie gibt es einige schöne Strände und an diesem Wochenende stark belegt.
Nach einem Spaziergang am Southerness Point geht es weiter via Rockcliff nach Castle Douglas. Dieser Ort liegt sehr schön gelegen am Carlingwark Loch und ist bekannt durch die Gärten von Threave Castle (haben wir nicht besucht).
Kurzgeschichte Schottland, 01/2018 - Hadrianswall
Der Hadrianswall war ein römisches Grenzbefestigungssystem des britannischen Limes, das zwischen Newcastle und Solway Firth, nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England in Großbritannien, angelegt war. Er wurde zwischen 122 und 128 n. Chr. auf Anordnung Kaiser Hadrians (76–138) erbaut, nachdem dieser die nördlichen Grenzen im Rahmen seiner Inspektionsreise durch alle Provinzen des Reichs besucht hatte. Der Wall erstreckte sich auf einer Länge von rund 117,5 Kilometern. Nach heute vorherrschender Sicht diente er nicht der Abwehr von Invasionen, sondern sollte in erster Linie den Handels- und Personenverkehr überwachen und an den dafür vorgesehenen Grenzübergängen kanalisieren, um dort u. a. die Erhebung von Zöllen zu ermöglichen. Weiters sollte er kleinere Überfälle sowie die unkontrollierte Migration schottischer und irischer Stämme in das Gebiet der Provinz Britannia inferior verhindern.
In ihrem östlichen Teil bestand die Anlage aus einer bis zu 4,5 Meter hohen Steinmauer, im westlichen zunächst nur aus einem Erdwall. Zu ihrer Absicherung wurden ein Grabensystem sowie 320 Türme, 16 Hilfstruppenkastelle und 80 Meilenkastelle errichtet. Ein fast identisches – wenn auch einfacher aufgebautes – Sicherungssystem, vermutlich bestehend aus bis zu 26 Kleinkastellen samt daran angeschlossenen Wach- und Signaltürmen, wurde an der Westküste der heutigen Grafschaft Cumbria als Flankenschutz der Wallzone angelegt.
Die Überreste des Walls lassen noch heute erahnen, wie Roms Grenzbefestigungen einst die Landschaft prägten. Er war das Ergebnis einer neuen Außenpolitik und Limesorganisation, die unter Hadrian ihre endgültige Gestalt annahm. Der Wall war bis zur Regierungszeit des Antoninus Pius, auf dessen Veranlassung an der Schwelle zum schottischen Hochland ein neues Holz-Erde-Wallsystem („Antoninuswall“) gebaut wurde, die nördlichste Grenzzone des römischen Reiches. Diese Erweiterung konnte jedoch nicht lange aufrechterhalten werden (etwa von 141 n. Chr. bis 180 n. Chr.). Der Hadrianswall und dessen Kastelle wurden nach Aufgabe des Antoninuswall erneut zur Überwachung der Grenze genutzt.
Große Teile der Wallanlage existieren noch heute, vor allem im landschaftlich eindrucksvollsten mittleren Abschnitt. Größtenteils auf Hochflächen verlaufend, hat man von ihm aus einen guten Ausblick über das Umland. Das Bodendenkmal ist heute eine der bekanntesten Touristenattraktionen Nordenglands und wurde 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Man kann es auch bequem auf dem sogenannten Hadrianswall-Path/National-Trail erwandern und dabei alle relevanten archäologischen Stätten besuchen.
2018 | Castle Douglas - Ullapool | km | Koorddinaten/Uebern'ort | M.ü.M. |
07.05.2018/Mo | Castle Douglas-Irvine | 187 | 55.600368N, 4.681575W | 16 |
08.05.2018/Di | Irvine-Arran Kildonan | 47 | 55.441137N, 5.113455W | 18 |
09.05.2018/Mi | Arran -Campbeltown | 178 | 55.425132N, 5.106524W | 8 |
10.05.2018/Do | Campbelt./Kintyre-Oban | 152 | 56.421491N, 5.482885W | 9 |
11.05.2018/Fr | Oban-Silgachan/Skye | 238 | 57.291916N, 6.176295W | 26 |
12.05.2018/Sa | Silgachan-Hogab./Harris | 129 | 57.862610N, 6.978851W | 15 |
13.05.2018/So | Hogabost/Harris-Ullapool | 166 | 57.902676N, 5.164188W | 27 |
07.05.2018/Mo Castle Douglas – Irvine
Die Landschaft hier im Süden von Schottland, in South Galloway ist sehr hügelig, sehr grün und vor allem gekennzeichnet durch die vielen Schafherden und auch Galloway Rinderkoppeln. Die Orte Kirkcudbright und Gatehouse of Fleet mögen in der Hochsaison sicher durch Touristen belebt sein, zu unserer Reisezeit scheinen sie eher wie ausgestorben. Es geht nordwärts nach New Galloway, zurzeit auch ein eher „totes Nest“. Ein kurzer Spaziergang muss aber sein und das einzige offene Lokal ist Kittys Tearoom – eher ein kleiner Krämerladen und schon gar kein Tearoom.
In Dalmellington biegen wir westwärts ab in Richtung Maybole und fahren zum Culzean Castle. Unterwegs wird noch getankt und wieder einmal sind wir die Dorfattraktion mit unserem Fahrzeug. Sofort ruft die Tankwartin per Telefon ihren Mann und Schwager herbei und es wird ausgiebig besichtigt und diskutiert. Im Gespräch hat Ernest dann noch gefragt, ob in Schottland auch mit englischen Gallonen gerechnet wird oder mit Schottischen – natürlich mit Schottischen, was die Engländer machen interessiere die Schotten sowieso nicht. Das Culzean Castle liegt direkt an der Steilküste am Firth of Clyde mit Blick auf die Insel Arran und wurde zwischen 1777 und 1792 durch Robert Adam errichtet.
Der Eigentümer Earl von Cassilis, wie auch Robert Adam der Architekt, waren von den romantischen Burgen in Italien beeindruckt und wollten Ähnliches auch in Schottland verwirklichen. 1945 hatte der Kennedy-Clan dem NTS (National Trust for Scotland) das Schloss unter der Bedingung überlassen, die obere Etage für „VIP’s“ zu reservieren. Präsident Eisenhower hatte in Culzean Castle Wohnrecht auf Lebenszeit. Ayr ist eine grössere, sehr lebhafte Stadt mit grossem Sandstrand. Wir durchfahren die Stadt gegen Abend und die Strände sind bevölkert wie an der Adria zur Hochsaison – sehr überraschend. Es gibt sogar einige ganz abgehärtete die Baden. Überhaupt sind die Schotten ein „hitziges“ Volk. Sobald die Sonne da ist, sieht man viele mit leichten T-Shirts, kurzen Hosen und ärmellosen Kleidern. Wir behalten uns bei diesen Temperaturen gerne mal noch ein Gilet oder gar eine Jacke an. An der Irvine-Bay gibt es wiederum lange und breite Sandstrände und wir finden bei einem Parkplatz hinter den hohen Dünen einen schönen und ruhigen Stellplatz.
08.05.2018/Di Irvine – Arran Kildonan
In Ardossan geht es auf die Fähre zur Insel Arran. Die Insel zählt etwa 5000 Einwohner und misst von Norden nach Süden 30km und von West nach Ost 16km. Nach der Ankunft in Brodick geht es zum Brodick Castle, welches mitten in einem riesigen Landschaftspark liegt.
Wie in den meisten Gartenanlagen der Schlösser darf auch Calou mit auf die Führung. Nebst guten Informationen geniessen wir ein typisches Schottlandwetter. Zu Beginn der Führung durch den Garten regnet und windet es sehr stark und schon fünfzehn Minuten später scheint wieder die Sonne und es ist angenehm warm. Gewohnt hat in diesem Schloss eine Prinzessin Marie von Baden und ihr wurden zur Hochzeit drei bayrische Sommerhäuschen, ganz aus Holz mit Tannzapfen verziert, geschenkt. Angeblich wurde so ihr Heimweh nach Baden etwas gestillt. Heute ist noch eines vorhanden und, wie der Führer erzählt, haben diverse Gäste aus Baden wie aus Bayern kundgetan, so ein Bauwerk überhaupt in der Heimat noch nie gesehen zu haben! Im Süden der Insel finden wir einen tollen Campingplatz direkt am Meer mit Blick auf eine kleine Insel mit Leuchtturm.
09.05.2018/Mi Arran Kildonan – Campbeltown
Der Süden der Insel ist durch Hügellandschaft und durch hübsche kleine Weiler gekennzeichnet.
Wir fahren der Westküste entlang bis nach Lochranza und wollen die Fähre nach Kintyre nehmen. Auf der modernen elektronischen Tafel steht infolge starker Winde und hohem Wellengang fährt die nächste Fähre erst um 14.30 Uhr (wir haben 11 Uhr) und zwar nicht nach Claonaig sondern nach Tarbert. Dann warten wir halt eben. Bald kommt die Fähre von Claonaig an, wird entladen und dann geht alles sehr schnell – wir fahren doch! Etwas Bedenken hatten wir schon, es windet tatsächlich sehr stark. Durch kleinere Wellen stampft die Fähre nach Claonaig und nach einer halben Stunde, ohne grosse Schaukelei, fahren wir an Land. Die lang gestreckte Halbinsel Kintyre ist als Inspiration für Paul McCartneys Hit „Mull of Kintyre“ bekannt und diesen Mull wollen wir sehen und fahren der Westküste auf der A83 in südlicher Richtung. Steilküsten und Sandstrände wechseln sich ab und natürlich überall wieder Schafe. Von Campbeltown ist es nur eine kurze Strecke zur Spitze der Halbinsel – steht in unserem Führer. Tatsächlich fahren wir bis Carrine nochmals gute 15 Kilometer südwärts und dann geht es auf sehr schmaler Strasse eine Passstrasse hoch. Wir sind froh, dass es schlechtes Wetter ist und niemand weiteres auf die Idee gekommen ist, diese Strecke zu befahren. Der Nebel nimmt zu und als wir zum Parkplatz kommen wäre es nochmals einen Fussmarsch von etwa einer Meile zum Mull of Kintyre – auf diesen Fussmarsch zum Leuchtturm (erbaut 1788 von Robert Stevenson) auf der 100m hohen Klippe verzichten wir, da es auch noch stark windet. Wir lesen: Das Kap ist ein notorischer Wolkenfänger: Es kommt vor, dass eine undurchdringliche Nebelfront auf dem Mull hockt, während die restliche Halbinsel unter blauem Himmel in der Hitze stöhnt.
Der östlichen Küste entlang fahren wir zurück nach Campbeltown, parkieren auf der Hafenmole und Ernest geht an die Bar vom Hotel Royal, hier nehmen wir später auch ein feines Nachtessen ein.
10.05.2018/Do Campbeltown/Kintyre – Oban
Die einspurige B842 schlängelt sich entlang der Ostküste durch wunderschöne und grüne Landschaft, bestückt mit vielen blühenden Rhododendren. Die Ruinen von Saddell Abbey sehen wir nur vom Bob aus, viel gibt es wirklich nicht zu sehen. Das Dorf Carradale am Rande der Carradale Bay kann mit einem hübschen Hafen und einem schönen Sandstrand aufwarten. Wieder beim Anlegehafen der Fähre aus Arran überqueren wir nochmals die Halbinsel und fahren nördlich nach Tarbert.
Im 18. Und 19. Jh. war Tarbert ein wichtiger Hafen für den Heringsfang. Heute werden hauptsächlich Krabben und Schellfisch gefischt und die Fischerei spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Wesentliche Einnahmequellen bietet der Tourismus, vor allem durch die ankernden Jachten in der Sommersaison. Den Hafen überblickend liegen die Ruinen einer Festung aus dem 14. Jh. Mit Calou steige ich hinauf und geniesse einen schönen Ausblick auf das Städtchen. Nächster Halt schalten wir auf dem Weg nach Oban in Kilmartin ein.
In einem kleinen Anbau neben der Kirche und auf dem Friedhof bewundern wir die hervorragenden Reliefsteine: Kreuze und Grabplatten, u.a. die Portalloch Stones aus dem 14./15. Jh. Als kriegerische Herren in Helm und Kettenhemd und mit Claymore-Schwert liessen sich die Clanchefs der westlichen Highland im Spätmittelalter darstellen. Nach einem kleinen Mittagessen im Kilmartin Hotel macht Ernest ein „Nickerchen“ auf einem Grabstein währenddessen ich mit Calou auf einen Spaziergang gehe. In Oban parkieren wir am Quai und stehen dort auch für die Nacht. Die Stadt ist stark vom Tourismus geprägt, ist aber ein recht ansprechendes, lebendiges Städtchen und liegt am Naturhafen am Firth of Lorn. Etwas kurios anmutend und für eine Hafenstadt an der Westküste Schottlands sehr ungewöhnlich ist der MacCaig’s Tower, eine Nachbildung des römischen Kolosseums hoch über dem Hafen.
1897 liess sich der Banker MacCaig auf dem Battery Hill das Denkmal errichten. Neben der Mehrung des eigenen Ruhms wollte der Philanthrop mit dieser Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Arbeitslosigkeit im Ort bekämpfen. Das Kolosseum blieb unvollendet.
11.05.2018/Fr Oban – Silgachan/Skye
Wir folgen dem Loch Linnhe bis nach Fort William. Der Ort hat, wie der Name schon sagt, eine militärische Vergangenheit. Bis Ende des 19. Jh. gab es hier eine Garnison, die den Zugang zum Great Glenn kontrollierte. Heute ist Fort William ein belebter Touristenort ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Entlang der High Street reihen sich viele Läden, Cafés und vor allem Bekleidungsgeschäfte rund ums Wandern aneinander. Endlich kann ich Ernest davon überzeugen ein paar leichte Wanderschuhe zu kaufen. Ich kaufe mir ein paar Gummistiefel und eine Regenkappe. Ganz in der Nähe befindet sich der Ben Nevis, der mit 1344m der höchste Berg in Grossbritannien. Unser Plan ist, heute noch mit der Fähre von Mallaig auf die Insel Skye zu fahren um uns mit Conny und Lutz aus Jena zu treffen. Kurz nach der Abzweigung auf die A830 steht eine elektronische Anzeigetafel mit dem Vermerk: „Ferry Mallaig – Syke cancelled due to havy Wind“. So müssen wir den Umweg über Invergarry und Shiel Bride zum Loch Alsh nehmen. Beim Eilean Donan Castle legen wir einen Halt ein.
Das beeindruckende Schloss liegt auf einer Insel und wurde 1220 errichtet. Im frühen 18. Jh. wurde Eilean Donan Castle von einem englischen Kriegsschiff aus fast völlig zerstört, zwischen 1912 und 1932 jedoch vollständig wiederaufgebaut. Mittlerweile ist die Burg durch eine mehrbogige Brücke erreichbar. Das Castle ist die besterhaltene und einzig bewohnbare Burg in den Highlands, Stammsitz des schottischen Clans der Macreae und wohl eines der beliebtesten Fotomotive in ganz Schottland. Bei Kyle of Lochalsh geht es auf der im Jahre 1995 neu erstellten Brücke auf die Insel Skye.
Auf gut ausgebauter Strasse fahren wir, bei Regen und starken Winden, bis Silgachen und treffen Conny und Lutz. Die beiden haben wir in Cusco das erste Mal getroffen und sind zusammen mit anderen Reisenden (Jonathan, Oli und Carina) über die Lagunenroute in Bolivien gefahren. Wir bestaunen ihr neues Fahrzeug und trinken darauf! Natürlich haben wir viel zu erzählen und relativ spät geht es ins Bett.
12.05.2018/Sa Silgachen/Skye – Horgabost/Harris
Am Vormittag unternehmen wir, auf Initiative von Conny, einen ausgiebigen Spaziergang durch die schöne Heidelandschaft.
Wir selber wollen noch auf die Insel Harris und Lewis, vereinbaren aber ein weiteres Treffen in den Highlands. Auf der A863 geht es in Richtung Talisker, hier wollen wir eine Destillerie besichtigen.
Leider gibt es absolut keine Parkmöglichkeit für unseren Bob und wir ziehen unverrichteter Dinge wieder ab nachdem Ernest ordentlich Flurschaden gemacht hat und der Bauer ziemlich schimpfen musste. Moor und Felsen, aber auch blühende Hecken und Gebüsche sind die prägenden Landschaften der Insel. Skye ist zurzeit die einzige Hebriden-Insel mit wachsender Bevölkerung. Dafür sorgen die von den Einheimischen nicht gerade liebevoll White Settlers genannten Zugezogenen aus den Lowlands oder England: Althippie, ausgestiegene Börsianer oder Geschäftsleute die Skyes touristische Infrastruktur durch Hotels, Restaurants oder Kunstgewerbeläden verbessern helfen.
Etwas nördlich des Ortes Dunvegan trohnt Dunvegan Castle, seit 700 Jahren Stammsitz des Mac-Leod-Clans, auf einem Felsen. Hugh MacLeod of MacLeod, der 30. Chief des Clan MacLeod, und seine Familie wohnen nach wie vor in einem Teil der Burg. Aus zeitlichen Gründen verzichten wir auf einen Besuch, legen aber auf dem Parkplatz eine Pause ein. Im nördlichsten Teil der Insel steht ein Flora McDonald Monument, der Heldin der Highlands. Siehe Kurzgeschichte. In Uig geht es gegen Abend auf die Fähre nach Tarbert auf Harris Island. Der Preis für die Überfahrt ist happig. Wir bezahlen für die Fähre von Uig nach Tarbert und zurück auf das Festland 154.- Pfund (und müssen bei der Rückfahrt noch 20 Pfund nachzahlen, da unser Fahrzeug gemessen wurde und wir anscheinend zu wenig bezahlt haben). Nach der Ankunft dürfen wir einen wunderbaren Sonnenuntergang während der Fahrt auf South Harris nach Horgabost geniessen. Unser Übernachtungsplatz liegt traumhaft an einem Sandstrand in einer Lagune.
13.05.2018/So Horgabost/Harris – Ullapool
Heute ist Sonntag und leider auf Harris und Lewis alles geschlossen. Die calvinistische Kirche, die auf Lewis und Harris vorherrscht, verbietet am Tag des Herrn jegliche Tätigkeit ausser Bibelstudium und Messebesuch und daran halten sich die Einwohner. Einzig die Fährgesellschaft Calmac hat die Tradition gebrochen: Fähren verkehren inzwischen auch sonntags. Lewis und Harris, wie auch einige weitere kleinere Inseln liegen wie Bollwerke gegen die Brecher des Atlantiks vor der Nordwestküste. Wir haben aber Glück und sehen nur ruhiges und sanftes Meer und traumhafte Sandstrände mit fast anmutendem karibischem Flair.
Auf Lewis, in Callanish stehen die wunderbar erhaltenen Standing Stones. In ihrer Bedeutung als prähistorische Kultstätte stehen die Stones of Callanish den Steinen von Stonehenge in Südengland in nichts nach. Die Steine sind in der Form eines keltischen Kreuzes angelegt und dadurch, im Vergleich mit allen anderen megalithischen Monumenten einzigartig. Die Steine bestehen aus Lewis-Gneis, einer für die Insel typischen Gesteinsart. Der piktische Rundturm Dun Carloway Broch (Rundturm) ist der am besten erhaltene Broch von den immerhin 300 Brochs auf den Western Isles. Erwähnenswert sind auch die zahlreichen Black Houses, die meisten davon allerdings am zerfallen.
Unter Black Houses versteht man strohgedeckte, kaminlose Häuser mit Wänden aus geschichteten Natursteinen in denen im 17./18. und bis ins letzte Jahrhundert gelebt wurde. Alle Harris Tweed Manufakturen sind ebenfalls zu und wir müssen unsere Einkäufe vertagen. Leider sind wir etwas „im Schnellzug“ unterwegs, denn unsere Fähre von Stornoway zurück aufs Festland legt schon um 15 Uhr ab. Wir wollen uns kurz erkundigen, wo genau die Fähre ablegt und fahren in das Hafengelände, werden aber sofort von zwei winkenden und gestikulierenden Fährangestellten angehalten. Wir erklären, dass wir ein Rückfahrticket haben und auch gleich wieder aus dem Hafen rausfahren wollen um noch irgendwo etwas zu essen. Die zwei kontrollieren unser Ticket und, da ihnen offensichtlich langweilig ist, messen sie auch noch unser Fahrzeug. Sie stellen fest, dass wir über 8 Meter lang sind und drücken uns noch einen Aufschlag von weiteren 20 Pfund für die Rückfahrt auf. Natürlich ist auch in Stornoway alles geschlossen und wir geniessen „Hauseigene Kost“ vor der Überfahrt. Gerne erwähnen wir aber, dass es sich bei dieser Fähre um ein modernes und sehr angenehmes Schiff handelt. Es gibt sogar tolle Sitze in der Pet Aera am hinteren Teil der Fähre mit tollem Ausblick. In Ullapool fahren wir zum Mansfield Motel wo wir Conny und Lutz treffen. Die beiden Fahren mit einem speziellen Führer mit Stellplätzen bei Motels, auf Bauernhöfen, Farmen usw. An diesen Orten kann man gratis stehen, sollte aber irgendetwas konsumieren. Ein Tisch im Restaurant vom Motel ist schon reserviert und wir freuen uns auf das gemeinsame Nachtessen. Leider verspricht die Speisekarte mehr, als dass auf den Tisch kommt. Es war kein kulinarisches Highlight, aber satt sind wir trotzdem geworden.
Kurzgeschichte Schottland 02/2018 – Flora McDonald, Heldin der Highlands
Nach der Niederlage von Culloden war auf Prinz Charles Edward Stuart (Bonnie Prince Charlie) ein Kopfgeld von 30‘000 Pfund ausgesetzt. Er war von den englischen Truppen auf einer abenteuerlichen Flucht bis auf die Äusseren Hebriden geflohen, wo ihn Stuart treue Highlander versteckt hielten. Eine Flucht schien bereits ausgeschlossen. Die 24-jährige Flora MacDonald erklärte sich bereit, den Prinzen als ihre Dienstmagd Betty Burke verkleidet in einem Boot nach Skye zu bringen. Von dort aus konnte er nach Frankreich fliehen. Flora wurde bald danach verhaftet und für einige Monate ins Gefängnis gesteckt. Trotzdem avancierte sie in London bald zu einem gesellschaftlichen „Ereignis“. Sogar der Thronfolger besucht sie im Kerker und 1747 wurde sie amnestiert. Flora schloss drei Jahre später, in der Folgezeit mit sieben Kindern gesegnete Ehe mit Allan MacDonald, einem ihrer Verwandten. Sie wanderten in die britische Kolonie North Carolina aus und gerieten 1775 in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, wo sie und ihre Familie ironischerweise für die Briten kämpften. 1779 kehrte sie nach Skye zurück, und vier Jahre später durfte sie ihren Mann, der in den Vereinigten Staaten im Gefängnis sass, auf Skye wieder in die Arme schliessen. Als sie 1790 hoch geachtet starb, sollen 3000 Menschen ihrem Leichenzug gefolgt sein und beim Begräbnis, so heisst es weiter, sollen 300 Liter Whisky geflossen sein. Bonnie Prince Charlie starb 1788 im römischen Exil ohne je wieder in seiner Heimat gewesen zu sein.
2018 | Ullapool - Montrose | km | Koordinaten/Uebern'ort | M.ü.M. |
14.05.201/Mo | Ullapool-Durness | 116 | 58.570090N, 4.752212W | 34 |
15.05.2018/Di | Durness-Duncansby Light | 162 | 58.643993N, 3.026512W | 65 |
16.08.2018/Mi | Duncansby Light-Durnoch | 140 | 57.874479N, 4.018600W | 15 |
17.08.2018/Do | Durnoch-Inverness | 87 | 57.465409N, 4.246226W | 16 |
18.05.2018/Fr | Inverness | - | 57.465409N, 4.246226W | 16 |
19.05.2018/Sa | Inverness-Braemar | 191 | 57.008454N, 3.397789W | 333 |
20.05.2018/So | Braemar-Montrose | 141 | 57.708387N, 2.455385W | 10 |
14.05.2018/Mo Ullapool – Durness
Ullapool ist der grösste Ort im Western Ross. Er wurde 1788 von der „British Fisheries Society“ schachbrettartig als Hafenstadt für die Heringsfischerei gegründet. Heute ist der Ort mit seinen weissen Häusern am Hafen im Sommer ein vielbesuchter Ferienort und ist ein wichtiger Fähr- und Fischereihafen. Jetzt geht es so richtig in die Highlands und hier beginnt wirklich eine andere Welt. Riesige Flächen Moorland, dazwischen aufragende Berge und Lochs.
Eine ansprechende aber gewundene Strasse schlängelt sich nordwärts bis zum Loch Assynt. Malerisch am See stehen hier die Ruinen des Ardvreck Castle, welches im Jahre 1597 erbaut wurde. Via Scourie, einem kleinen 250-Seelen-Dorf, Laxford Bridge und Rhinconich gelangen wir durch endlose Schafweiden und Moorlandschaften nach Durness und verbringen einen weiteren lustigen Abend mit Conny und Lutz. Durness ist das am nordwestlichsten gelegene Dorf auf dem britischen Festland. Es ist die einzige grössere Häuseransammlung zwischen Ullapool und Thurso und kann mit schönen weissen Sandstränden aufwarten. Bei windigem Wetter unternehmen wir einen Spaziergang, können aber das vielgepriesene Balnakei Craft Village nicht besuchen – geschlossen.
15.05.2018/Di Durness – Duncansby Light
Zu erwähnen sind die Smoo Cave, 4 km westlich von Durness. Eine riesige Höhle mit drei Kammern und einem Wasserfall (haben wir nicht besucht). Endlos zieht sich die schmale Strasse dem Loch Eriboll entlang und den Kyle of Tongue können wir auf einer längeren Brücke überqueren. Von hier aus sieht man den Ben Hope (927m) und den Ben Loyal (764m) immer noch teilweise mit etwas Schnee bedeckt.
Das Castle Varrich aus dem 16. Jh. sieht man aus der Ferne – ein weiteres Castle, welches zu einer Ruine zerfällt. Bei Dounreay steht der erste „Schnelle Brüter“ der Welt, welcher Ende der 1950er-Jahre errichtet wurde und Strom ins öffentliche Netz gespiesen hat. 1977 wurde die Versuchsanlage stillgelegt und durch ein wesentlich grösseres Kraftwerk ersetzt. 1994 wurden die Reaktoren des Schnellen Brüters geschlossen und werden entsorgt. Die Arbeiten sollen bis 2022 abgeschlossen sein. Thurso ist die nordöstlichste Stadt Schottlands und wurde um das Jahr 1000 von den Wikingern gegründet. Von hier aus fahren die Fähren auf die Orkney- und Shetlandinseln.
Wir besuchen das Castle und die Gardens of Mey, die Caithness-Residenz der verstorbenen Königinmutter. Ernest geniesst eine Privatführung, da er gerade der einzige Besucher ist. Das Schloss wurde zwischen 1566 und 1572 erbaut und zeigt heute, wie die Königinmutter hier gelebt, respektive ihre Ferien verbracht hat – gemäss Ernest sehr, sehr bescheiden. Sie hat ihr Frühstück jeweils erst um 10 Uhr, um 14 Uhr das Mittagessen immer als Pick-Nic im Garten oder in der nahen Umgebung bei einem Ausflug und das Abendessen erst um 20 Uhr eingenommen. Vor allem der Pick-Nic sei ihr immer sehr wichtig gewesen. Ein hohe Mauer schütze den Garten mit wundervollem Ausblick auf das Meer und die nahegelegenen Orkney-Inseln vor den starken Seewinden. Der kleine Ort John O’Groats ist sehr touristisch und es stehen viele Reisebusse vor dem grossen Visitor Center. Der nördlichste Punkt des schottischen Festlands ist Dunnet Head.
Hier treffen wir wieder Conny und Lutz. Der Leuchtturm wurde 1831 von Robert Stevenson, dem Grossvater des berühmten Autors Robert Louis Stevenson („Die Schatzinsel“) erbaut. Es ist sehr, sehr windig und nieselt. Trotzdem unternehmen wir einen Spaziergang zu den Felsnadeln am Duncansby Head. Die Felsnadeln sehen aus wie die „Twelve Apostle“ in Australien. An den hohen Klippen brüten tausende von Seevögeln. Wir übernachten auf dem Parkplatz neben dem Leuchtturm bei sehr windigem Wetter und nehmen gemeinsam den letzten „Schlummi“ mit Conny und Lutz ein. Sie wollen morgen weiter und baldmöglichst zu Hause sein.
16.05.2018/Mi Duncansby Light – Durnoch
Das Wetter ist heute Morgen wesentlich besser und Ernest unternimmt mit Calou einen längeren Spaziergang, nochmals zu den Duncansby Felsnadeln.
Dann verabschieden wir uns von Conny und Lutz und fahren langsam der Küste entlang in Richtung Wick. Auf dem Weg dorthin sehen wir wieder einige Burgen und Schlösser, teilweise gut erhalten, teilweise ruinös. Wick wurde 1806 als Hafen gegründet und war im 19. Jh. das Zentrum der Heringsfischerei. 1818 gab es 822 Heringsboote und Sommer für Sommer kamen über 6000 Fischer und Beschäftigte in der Fischverarbeitung in die Stadt. Die Fische wurden dannzumal nach Deutschland, Polen, Russland und in die skandinavischen Ostseehäfen exportiert. Wie in vielen Städten kam nach dem Zweiten Weltkrieg der Niedergang der Heringsfischerei und so werden heute grosse Anstrengungen unternommen, damit der Ort nicht in Vergessenheit gerät. Trotz allem finden wir die Stadt nicht sehr ansprechend. Der Küste entlang geht es nach Helmsdale, ein weiterer ehemaliger Heringsort.
Obwohl der Ort ein ansprechendes Museum besitzt (Timespan Museum) finden wir kein offenes Restaurant. Bei Golspie besuchen wir das Dunrobin Castle. Das Schloss wurde 1275 direkt an der Nordseeküste erbaut und ist seit dieser Zeit Sitz der Dukes of Sutherland. Es wurde bereits im 16. Und 17. Jh. erweitert und erhielt 1845-1850 durch Umbauten im sein heutiges Aussehen. Die spitzen Kegeldächer und kleinen Türmchen bestimmen das Erscheinungsbild.
Der geometrisch gegliederte Terrassengarten orientiert sich an Versailles und wurde ebenfalls 1850 angelegt. Von den 189 Räumen können wir 17 davon besichtigen. Es sind prachtvolles Mobiliar und erlesene Gemälde sowie zahlreiche Erinnerungstücke zu bewundern. Teilweise zieren den Boden auch Kuriositäten wie Löwen- und Tigerfelle mit Kopf. Diese wurden von den Dukes eigenhändig in den verschiedenen Kontinenten erlegt. Im Garten kommen wir noch in den Genuss einer Greifvogelvorführung mit einem Falken und einem Steinadler. In Dornoch finden wir einen schönen Campingplatz direkt hinter den Dünen eines breiten und langgezogenen Sandstrandes und stehen einsam auf einer grossen Wiese. In Dornoch, einem sehr ansprechenden kleinen Ort steht der Witch’s Stone, bei welchem 1727 anscheinend die letzte „Hexe“ Schottlands verbrannt wurde. Janet Horne wurde beschuldigt, sie habe ihre Tochter in ein Pony verwandelt. Auf diesem sei sie zu einem „Hexentreffen“ geritten, um es dort vom Teufel beschlagen zu lassen. Die brutalen „Hexenjagden“ begannen nach der Reformation und Tausende von Frauen wurden hingerichtet.
17.05.2018/Do Durnoch – Inverness
Dem Dornoch Firth entlang fahren wir noch etwas ins Landesinnere und durchfahren den Ardross Forest, eine wunderschöne Hochebene. Prompt kommt uns ein überbreiter Konvoi, auf der sonst schon schmalen Strasse, entgegen. Der Convoi wird von der Polizei begleitet und der Verkehr ist gut geregelt. Schon gegen Mittag kommen wir im Torvan Camping in Inverness an. Zu Fuss geht es dem River Ness entlang auf einem wunderschönen Spazierweg in die Stadt.
Mit 72000 Einwohnern ist Inverness die grösste Stadt der Highlands und das kulturelle, wirtschaftliche und administrative Zentrum im Norden. Um das Jahr 1000 entstand die erste Befestigungsanlage auf dem Castle Hill. Heute steht dort das Castle Inverness, ein grosses rotes Sandsteingebäude, welches zwischen 1834 und 1846 gebaut wurde. Leider wird dieses, blickt man von der Stadt aus hinauf auf das Schloss, beinahe ganz durch recht hässliche Verwaltungsgebäude verdeckt. Früher handelte man hier mit Häuten, Pelzen und Wolle. Heute findet man modern Einkaufsmalls und zahlreiche Souvenirläden, aber auch traditionelle Metzgereien und ansprechende Restaurants vor. Dass Inverness sehr touristisch ist, bemerkt man an den zahlreichen Touristen, welche die Stadt bevölkern. Nach einem feinen Mittagessen (Knoblauchbrot mit Mozzarella und Zwetschgen) geht es zu Fuss wieder zurück zum Campingplatz.
18.05.2018/Fr Inverness
Das erste Mal auf dieser Reise benutzt Ernest seine Ducati für einen Ausflug rund um das Loch Ness und dann bis nach Spean Bridge, Kingussie (hier besucht er einen Teppichladen!!), Aviemore und zurück nach Inverness.
Das Loch Ness ist wohl, dank dem Ungeheuer „Nessie“, das berühmteste Loch in Schottland. Der Spuk um das seltsame Lebewesen dauert bereits jahrhundertelang an, denn bereits im Jahr 565 soll ein tobendes Ungeheuer einen Menschen am Ufer des Sees angegriffen haben. Der Höhepunkt der Nessie-Manie brachte eine Fotoaufnahme von 1934 mit einem Seepferdchen ähnlichem Gebilde, dessen langer Hals aus dem Wasser ragt. Die Ungewissheit bleibt, die Touristen kommen und hoffen auf eine Nessie-Sichtung – und die Souvenirindustrie blüht – und so soll es auch bleiben! Obwohl nur 1,5km breit, 38km lang und 220 tief, umfasst das Loch Ness allerdings das grösste Wasservolumen aller britischen Seen. Ich bleibe im Camping, unternehme einige Spaziergänge mit Calou, schreibe Tagebuch (endlich!) und nutze die Waschmaschine und den Tumbler.
19.05.2018/Sa Inverness – Braemar
Wir verlassen Inverness und fahren auf der A 15 in Richtung Cairngorms National Park bis nach Grantown-on-Spey. Wir nehmen die A393 nach Tomintoul und es geht ins Gebirge. Wir „klettern“ bergwärts bis auf fast 700m zu einem Skigebiet mit Schleppliften und Sesselliften.
Dann geht es wieder „steil“ hinunter nach Colnabaichin. Die Strecke ist offenbar sehr beliebt für Motorradfahrer und Porschefahrer – wir sehen zahlreiche davon. Leider ist die direkte Route nach Ballater gesperrt und so müssen wir via Dinnet fahren. Auf dieser Strecke sehen wir aussergewöhnlich viele tote Tiere – vom Reh, Rehkitz über Hasen, Igel und vielen Vögeln - traurig. Kurz nach Ballater steht das Schloss Balmoral und ein Besuch lassen wir uns nicht entgehen. Mit einem Trolley, gezogen von einem Land Rover, geht es durch einen wunderschönen Park bis zum Sommersitz des britischen Königshauses. 1855 bezogen Königin Victoria und Prinzgemahl Albert das aus weissem Granit gebaute, mit Türmchen und Zinnen verzierte Schloss. Seitdem dient Balmoral Castle als königliche Hochlandresidenz, jedoch nicht zu repräsentativen Zwecken, sondern als privates Heim der königlichen Familien. Königin Elisabeth verbringt hier samt Familie alljährlich den Spätsommer. Wenn die Windsors, wie jetzt, nicht dort verweilen, können die ausgedehnten Parkanagen durchstreift werden.
Zu besichtigen sind im Schloss selber nur der Ballsaal mit einer kleinen Ausstellung. Auch der ländliche „Fuhrpark“, vorwiegend Land Rovers aus diversen Zeitepochen sind zu besichtigen. Kurz erwähnen möchte ich, dass die Schotten sehr, sehr hundeliebend sind. Kaum ein Schotte hat nicht mindestens 1-2 Hunde. In die meisten Parks dürfen Hunde mitgenommen werden. Auch mit „Leinenzwang“ nehmen es die Schotten nicht allzu genau. Es geht weiter nach Braemar, einem kleinen beliebten Ferienort. Hier findet am ersten Samstag im September das berühmte Royal Highland Gathering statt, und natürlich nimmt auch die königliche Familie – seit Zeiten von Königin Victoria – als Zuschauer daran teil. In Braemar soll es schon seit dem 11. Jh. Highland Games geben und in der Umgebung sollen die Games ihren Ursprung haben.
20.05.2018/So Braemar – Montrose
Ernest unternimmt mit Calou einen Spaziergang zum Schloss Braemar, welches im Jahre 1628 als L-förmiges Tower House gebaut wurde und mit Dreivierteltürmchen versehen wurde. Diese sehen aus wie aufgesetzte Feuerwerksraketen.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz passiert er am Ufer des Dee-Zuflusses Callater ein ganzes Rudel Hirsche und Hirschkühe, die sich aber weder von ihm noch von Calou beeindrucken lassen und gemütlich weiter äsen. Nach einem kurzen Spaziergang durch das hübsche Dorf folgen wir dem Dee-Tal, einem der schönsten Täler welches wir auf dieser Reise sehen, nach Crathie. In der kleinen Pfarrkirche von Cathie weisen Büsten von Victoria und ihrem Prinzgemahl Albert darauf hin, dass man auf durch und durch königlichem Boden schreitet. Hier besucht die königliche Familie während den Herbstferien den Gottesdienst. Der Familientradition folgend hatte auch der Herzog von Rothesay (diesen Titel trägt Prinz Charles in Schottland), als er wenige Stunden nach seiner Hochzeit mit Camilla im April 2005 die Glückwünsche seiner Untertanen vor der Kirche entgegennahm, nicht nur seine frisch angetraute Gattin Camilla dabei, sondern auch eine Flasche „Royal Lochnagar“ im Gepäck. Queen Victoria und Prinz Albert mundete der Whisky in der Destillerie nahe Ballater 1848 so sehr, dass er ein königliches Gütesiegel erhielt und seither die „Royal Lochnagar Destillery“ ist. Von Ballater gibt es noch eine kleine „königliche“ Geschichte: Im April 2005 nahmen der Prince of Wales (Charles) und die Herzogin von Cornwall (Camilla) mit der Einweihung des hiesigen Spielplatzes ihren ersten gemeinsamen öffentlichen Termin nach ihrer Hochzeit wahr! Dem Dee folgend durch wunderschöne Landschaft gelangen wir nach Crathes und biegen ab in Richtung Stonehaven. Wie es so ist bei Ernest, er fährt mitten in das Dorf und an den Hafen, in der Hoffnung einen Parkplatz zu finden. Auf der sehr schmalen Hafenmole müssen wir kehrt machen und Ernest versucht es auf der anderen Seite der ebenfalls sehr schmalen Mole. Auch hier nichts und das Kehrmanöver ist eher als „aufwändig“ zu betiteln. Trotzdem haben wir Glück. An der Ausfahrtstrasse vom Hafen finden wir einen regulären Parkplatz und geniessen anschliessend ein feines Mittagessen im Tolbooth Restaurant, ein weit über die Stadt hinaus für seine Fischgerichte bekanntes Restaurant. Es geht zu einem der wohl spektakulärsten Castle, dem Dunnottar Castle, kurz nach Stonehaven.
Eine tiefe Schlucht, eine schroffe Felsnase im Meer, schäumende Brecher (bei unserem Besuch war die See ruhig), felsenhart geschwungene Küstenlinie: Der strategische Wert von Dunnottar Castle leuchtet auf den ersten Blick ein. Seit dem 14.Jh. hüten hier die Keiths, Marschälle von Schottland, die Kronjuwelen. Cromwell bekam die Preziosen trotz erfolgreicher Belagerung 1652/52 nicht, denn man hatte sie zuvor aus der Feste geschmuggelt und in der nahen Kirche von Kinneff in Sicherheit gebracht. Franco Zeffirelli nutzte Dunnottar Castle als Filmkulisse für seinen Hamlet-Film mit Mel Gibson und Glenn Close in den Hauptrollen. Der Küste folgend gelangen wir nach Montrose und finden hinter den Dünen einen tollen Stellplatz auf einer Ferienanlage. Calou kann sich austoben und frei herumspringen.
Kurzgeschichte Schottland 03/2018 – Dudelsack
Der Dudelsack ist nicht – wie fälschlicherweise häufig angenommen – schottischen Ursprungs. Es gibt in allen Ecken der Welt zahlreiche landestypische Dudelsackarten, der schottische Dudelsack ist nur einer von vielen.
Ein Instrument mit einer Spielpfeife und einem Sack wurde bereits ca. 1000 vChr im arabischen Raum gespielt. Hierzu wurde an eine Art Schalmei ein Luftreservoir in Form eines Ziegen- oder Schafsledersackes angebracht und die ersten Dudelsäcke waren geboren.
Der Urdudelsack entwickelte sich in der Folgezeit und besonders im Mittelalter in den europäischen Ländern völlig unterschiedlich. Nach und nach kamen verschiedene Anzahlen von Bordunpfeifen hinzu, die eine Art Begleitung für die Melodiepfeife darstellten.
Der schottische Dudelsack wurde zunächst mit einer Drone gespielt und in der Renaissancezeit im 15. / 16. Jh wurde er auf zwei, beziehungsweise drei Drones, erweitert. Ab dem 16. Jh. kennt man den Dudelsack in unserer heutigen Form, allerdings waren die Chanter früher noch tiefer im Sound und natürlich war auch alles aus Holz.
Nach der verlorenen Schlacht von Culloden am 16. April 1746 wurden die Schotten unterdrückt: Es wurde ihnen das Kilttragen und das Dudelsackspielen verboten, ebenso durften sie keine Waffen tragen. Ihre Sprache durften sie nicht mehr sprechen, sondern sie mussten englisch sprechen.
Einige Jahre später änderte sich das wieder, weil während der Revolutionskriege dringend Truppen gebraucht wurden und so konnten die Schotten wieder Kilt tragen, Dudelsack spielen und ihrer Sprache frönen.
Im 18. Jahrhundert hielt der Dudelsack Einzug in die britische Armee und die Briten sorgten für eine weltweite Verbreitung, so dass die schottische Dudelsackszene in der ganzen Welt vertreten war.
2018 | Montrose - Falkirk | km | Koordinaten/Uebern'ort | M.ü.M. |
21.05.2018/Mo | Montrose-Killreny | 112 | 56.244052N,2.663129W | 35 |
22.05.2018/Di | Killreny-Edinb.-Falkirk | 143 | 55.999173N,3.839490W | 59 |
23.052018/Mi | Falkirk-Blair Atholl/Castle | 92 | 56.767986N,3.846543W | 144 |
24.05.2018/Do | Blair Castle-Balquidder | 114 | 56.353769N,4.324364W | 141 |
25.05.2018/Fr | Balquidder-Monachyle MF | 10 | 56.343418N,4.466482W | 129 |
26.05.2018/Sa | Monachyle / Mhor Festival | 0 | 56.343418N,4.466482W | 129 |
27.05.2018/So | Monachyle-Blaire C.-Falkirk | 238 | 55.999173N,3.839490W | 59 |
21.05.2018/Mo Montrose – Killreny
Vorbei an Arbroath und Dundee (wir besuchen die Grossstädte absichtlich nicht) fahren wir nach St. Andrews. St. Andrews nimmt in der schottischen Geschichte einen besonderen Platz ein. Einer der Apostel Christi, dessen Gebeine laut einer Legende an diesen Ort gebracht wurden, verlieh der Stadt ihren Namen. St. Andrews ist Schottlands Schutzpatron und die Stadt St. Andrews das kirchliche Zentrum des Landes. Den Hafen überblickend, thront die Kathedrale am Ostende der Stadt. Vor ihrer Zerstörung während der Reformation war sie mit 102 m Länge und 49 m Breite das grösste Gotteshaus in Schottland. Der Bau wurde 1160 begonnen, aber erst 1318 fertiggestellt. Beim „The Castle“ handelt es sich um die Ruinen der einst befestigten Bischofsresidenz, die etwas abseits auf einem kleinen Felsvorsprung über dem Meer liegen. Dass St. Andrews seit 600 Jahren Universitätsstadt ist, spiegelt sich in der Atmosphäre der Stadt wider.
Die Stadt hat ein reges Studentenleben, wobei der berühmteste Student in neuerer Zeit natürlich Prinz William war. Einen künftigen britischen König werden Studentinnen in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr antreffen wie Kate Middleton 2001 ihren William. Er machte am St. Salvator’s College seinen Abschluss in Geografie, sie in Kunstgeschichte. Es ist nicht bekannt, wo Golf zum ersten Mal gespielt wurde und wie lange es diesen Sport bereits gibt. Im Mittelalter entwickelten sich in Schottland, wie auch anderorts, viele Ball- und Stockspiele. Es war das Golfspiel, dass sich von der Ostküste Schottlands aus in die ganze Welt verbreitete. James II. verbot das Spiel im Jahre 1457, da er befürchtete, dass die Männer Golf spielten anstatt das Bogenschiessen zu üben und nicht in der Lage sein würden, sein Königreich zu verteidigen. Sein Verbot war offensichtlich nicht sehr erfolgreich. Die „Society of St. Andrews Golfer“, eine Vereinigung von 22 Aristokraten, wurde 1754 gegründet. Wir unternehmen einen ausgedehnten Spaziergang durch diese lebhafte Stadt und befinden diese als äusserst sehenswert. Crail, welches in den Führern als schönstes Dorf an dieser Küste gepriesen wird, finden wir nicht unbedingt sehenswert. Anders verhält es sich mit Anstruther mit einer schönen Hafenanlage und Promenade mit vielen Kaffees und kleinen Restaurant. Hier wollen wir bleiben, finden aber nirgends ein geeigneter Platz für unseren Bob. Wir fahren ein kleines Stück zurück und können mitten auf einer grossen Wiese neben einem blühenden Rapsfeld bei einem Bauernhof mit Stellplätzen stehen. Wieder ein Paradies für Calou.
22.05.2018/Di Killreny – Edinburgh – Falkirk
Der Küste folgend geht es Richtung Firth of Forth, die wohl wirtschaftlich wichtigste Bucht der schottischen Ostküste. Nach der Enge von Queensferry (1,5km) wird die Innenbucht nach Westen hin bis zu 3-4km breit und bis zu 61m tief. Gleich sticht die rote Eisenbahnbrücke ins Auge. Die gesamte Länge des Bauwerks (Baubeginn 1882, Fertigstellung 1890) beträgt 2.522,6 m. Die auf der gesamten Brücke horizontal verlaufenden Eisenbahngleise werden auf Fachwerkträgern über die Viadukte geführt. Beidseitig der Gleise gibt es schmale Fußwege für das Bahn- und Brückenpersonal, die für die Allgemeinheit nicht zugänglich sind. Das gesamte Bauwerk besteht aus etwa 54.000 Tonnen Stahl und wird von 6,5 Millionen Nieten zusammengehalten. Die steinernen Pfeiler bzw. Unterbauten sind aus Granit und stammen aus einem Steinbruch in Aberdeen. Auf der Baustelle waren in Spitzenzeiten bis zu 5.000 Personen beschäftigt. Durch Unfälle kamen, je nach Zählweise, 57 bis 73 Personen ums Leben, eine in der damaligen Zeit bei derartigen Projekten für akzeptabel gehaltene Größenordnung.
Daneben können wir die Forth Road Bridge sehen, eine von nur zwei Pfeiler tragende 2517 lange Hängerücke, welche im Jahre 1964 fertiggestellt wurde und dannzumal eine technische Glanzleistung darstellt. Wir selber fahren auf der Queensferry Crossing, das neuste Bauwerk, welches 2017 erst eingeweiht wurde. Wie schon erwähnt, wollen wir die Grossstädte nicht besuchen, machen dann aber trotzdem eine Rundfahrt durch Edinburgh. Teilweise auf Busspuren, auf Tramschienen oder Taxispuren fährt Ernest in die Altstadt. Wir fahren über den Bahnhof Waverley, vorbei am National Museum of Scotland, umrunden den Castle Rock mit dem Schloss und fahren weiter in Richtung Stirling. In Linlithgow besuchen wir den beeindruckenden Linlithgow Palace.
Der Palast ist die imposante Ruine der ehemaligen königlichen Residenz. Hier lebten alle Stuart-Könige bis James VI. und auch Maria Stuart wurde 1542 hier geboren, während ihr Vater im nahegelegenen Falkland Palace im Sterben lag. Leider ist der Palast im 18. Jh. abgebrannt, geblieben sind immer noch die mächtige Ruine sowie einige intakte Gebäude wie die Great Hall und die Kapelle. Auf dem Weg zum Eingangstor sind rechts auf je einer Gedenktafel alle bisherigen Könige von England/Schottland bis hin zu Königin Elisabeth II. aufgeführt. Beim Falkirk Wheel können wir auf dem Parkplatz nächtigen.
Das Falkirk Wheel ist das einzige rotierende Schiffshebewerk der Welt. Ein hypermodernes, einer riesigen Schraube nicht unähnlichem Technik-Wunderwerk. Die Schleusenkonstruktion verbindet den Forth-Clyde-Kanal mit dem 35m höher gelegenen Union Kanal. Heute wird die Anlage vorwiegend zu touristischen Zwecken genutzt indem man eine einstündige Bootsfahrt unternehmen kann und mit dem Boot hochgehoben wird. Natürlich auch wieder hinunter!
23.05.2018/Mi Falkirk – Sterling – Perth/Scone Palace - Blair Atholl/Castle
In Sterling legen wir den nächsten Halt ein und besuchen das Sterling Castle, das hoch auf einem Basaltfelsen steht.
Das Castle wurde schon Anfang des 12. Jh. im Zusammenhang mit Alexander I. urkundlich erwähnt. Das Schloss spielte aufgrund seiner strategisch günstigen Lage am Fluss Forth eine wichtige Rolle in der Geschichte Schottlands und wurde mindestens sechzehnmal belagert oder angegriffen. In unmittelbarer Nähe fanden drei Schlachten statt, eine vierte wenige Kilometer weiter nördlich. Von etwa 1100 bis 1685 war Stirling Castle eine der Hauptresidenzen der schottischen Könige, danach bis 1964 Hauptquartier des Regiments Argyll and Sutherland Highlanders. Die meisten Gebäude von Stirling Castle stammen aus der Zeit zwischen 1496 und 1583, als das Schloss unter den schottischen Königen Jakob IV., Jakob V. und Jakob VI. sowie unter der Witwe des Königs Jakob V., Marie de Guise, markant ausgebaut wurde. Einige Gebäudeteile aus dem 14. Jahrhundert sind erhalten geblieben, während die Befestigungsanlagen teilweise aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen. Nächstes Schloss: Scone Palace bei Perth.
Um das Jahr 1120 wurde an der Stelle des heutigen Palastes das erste schottische Augustinerkloster gegründet. Der Palast des Abtes war häufig auch Unterkunft der schottischen Königsfamilie. 1210 gründete Wilhelm der Löwe in der Nähe von Scone ein königliches Dorf an der Stelle, wo heute die Stadt Perth steht. Am 27. Juni 1559 plünderten fanatische John-Knox-Anhänger das Kloster. 1808 wurde unter der Leitung von William Atkinson für die Earls of Mansfield das heutige Schloss erbaut, welches immer noch im Besitze der Earls of Mansfield ist. Im Schloss zu sehen sind viele Relikte aus früherer Zeit, altes Porzellangeschirr usw. Der Garten ist fantastisch und zu sehen sind zahlreiche wunderschöne alte Douglasie Fichten. In der Anlage tummeln sich freilebende Pfaue. Auch hier sind Hunde im Park erlaubt. Auf der gut ausgebauten Schnellstrasse geht es in Richtung Pitlochry und dann nach Blair Atholl. Hier bekommen wir gerade noch den letzten Stellplatz im Blair Castle Camping (wurde uns gesagt – viele aber blieben leer!).
24.05.2018/Do Blair Castle – Balquidder/Mhor 84
Am frühen Morgen besuchen wir Blair Castle. Das weiss verputzte, zinnen- und zimmerreiche Schloss im schottischen Baronialstil. Scottish Baronial Architektur ist ein Stil der Architektur mit seinen Ursprüngen im sechzehnten Jahrhundert. “Schlossartig”, der Stil bezieht sich auf die Merkmale der mittelalterlichen Burgen, Turmhäuser und der französischen Renaissance-Schlösser. Am Blair Castle wurde vom 15.- bis ins 19. Jh. hinein gebaut und es gehört dem inzwischen 11. Herzog von Atholl, welcher allerdings in Südafrika lebt. Er hat viele Ahnen, viele Waffen und eine eigene Armee, Letztere als einziger britischer Magnat.
Die Privattruppe paradiert zwar nur an jedem letzten Sonntag im Mai (wir werden dabei sein!!), doch zweimal täglich bläst ein malerisch gekleideter Atholl Highlander vor der grosszügigen Erkerfront von Blair Castle auf dem Dudelsack. Die repräsentativen, teils mit Stuckdecken geschmückten Räumlichkeiten zeigen anschaulich, wie die Herzoge gewohnt haben und wie sie mit viel Geld und Geschmack renoviert wurden. Wir haben Glück, vor uns geht eine Gruppe von Studiosos mit einem ausgezeichneten Reiseleiter und da man an der Gruppe nicht vorbei gehen kann, kommen wir in den Genuss von seinen Erklärungen. Nebst den vielen Wohnräumen, Schlafräumen, Kinderzimmer, Badezimmer usw. gehören natürlich am Ende des Rundganges durch die 19 Räume auch ein Restaurant- und Shopkomplex dazu. Im Park sehe ich den Reiseleiter und frage ihn nach seiner Ausbildung. Er sei Aegyptologe und Archeologe und Geschichte gehöre eben dazu – meint er. In Pitlochry gehen wir auf einen Rundgang und nehmen das Mittagessen ein. Pitlochry ist sehr touristisch und besteht auf den ersten Blick nur aus einer Häuserreihe mit Souvenirshops, Kleiderläden, Whisky- und Getränkeshops usw. Der Ort Pitlochry selbst entstand, nachdem General George Wade ab 1725 eine Straße durch den Ort bauen ließ, um nach den Jakobiten-Aufständen von 1715 die ländlichen Bereiche Schottlands zu erschließen. Im Jahr 1842 besuchte Königin Victoria das nahe gelegene Blair Castle. Damit steigerte sich auch der Bekanntheitsgrad des Ortes. Im Jahr 1863 wurde eine Bahnstation eingerichtet und Pitlochry wurde zu einem beliebten Touristenziel. Folgend entstand das Atholl Palace Hotel als bis heute bestehendes Wahrzeichen der Gegend. 1947 wurde Pitlochry zum Bezirk (Burgh) ernannt. Im gleichen Jahr wurde auch mit der Errichtung einer Staumauer zur Gewinnung von Energie aus Wasserkraft begonnen. Die Staumauer staut den Fluss Tummel zum Loch Faskally auf und verfügt über eine 311 m lange Lachsleiter. Loch Faskally und die Fischtreppe zählen heute zu den bekanntesten Touristenattraktionen. Mit Calou geht es noch auf einen Spaziergang zum Tummelfluss an dem gerade gefischt wird. Wir folgen dem Loch Tummel auf der nördlichen Seite auf enger Strasse und gelangen zur Queen’s View.
Hier soll die Königin Victoria und der Prinzgemahl Albert im Jahre 1866 die Aussicht auf den Loch Tummel genossen haben. Vorbei an Aberfeldy bis nach Kenmore. Das planmässig erbaute Musterdorf besteht im Wesentlichen nur aus einem pittoresken viktorianischen Marktplatz: weisse, Häuschen, schwarze Holzzierden, weisse Staketenzäune. Das Kenmore Hotel nennt sich den ältesten Gasthof Schottlands. Lang, schmal, zweifach geknickt, windet sich der Loch Tay durch die Berge. Wir folgen dem Nordufer des Loch Rannoch, welches vom majestätischen Ben Lawers-Massiv überragt wird. Auf dessen Gipfeln liegt auch hier immer noch etwas Schnee. Eine Tafel mit einer Breitenbeschränkung von 2.20m (wir sind 2.40m ohne Spiegel) kümmert Ernest wenig – mit Recht, denn bald überholt uns ein Schulbus welcher bestimmt breiter ist als wir. Unterwegs besuchen wir noch einen „Horn-Carver“ und erstehen einige Knöpfe und ein Salz- und Pfefferstreuer. Nicht, weil wir dies unbedingt gebraucht hätten, sondern weil wir etwas „Gutes“ tun wollten. Bei der Abzweigung nach Balquidder entdecken wir das Restaurant Mohr 84. Ernest will auf ein Bier. Da im Restaurant am Abend Live Musik gespielt wird wollen wir bleiben. Auf dem Parkplatz können wir stehen bleiben für die Nacht. Es sind lokale Musiker, welche am Abend traditionelle schottische Stücke spielen auf Ukulele, Banjo, Dudelsack, Schlaginstrumenten usw. Ein anderes Schweizer Paar (sie Allgemeinärztin, praktizierend in Albisrieden, er Informatiker – beide Wohnhaft in Adliswil) lernen wir noch kennen und haben nette Gespräche.
25.05.2018/Fr Balquidder – Monachyle/Mhor Festival
Am frühen Vormittag fahren wir nach Balquidder und dem Loch Voil entlang auf enger Strasse nach Monachyle. Auf der grossen Wiese zwischen Loch Voil und Loch Doine stehen schon einige Wohnmobile und noch viel mehr Zelte. Wir werden empfangen, wie wenn man uns schon kennt. Da Oliver mit Familie schon vor zwei Jahren hier war mit Bob, mögen die sich an das Fahrzeug genau erinnern. Da die Wiese recht feucht und sumpfig ist, müssen wir zweimal um parkieren um auch sicher zu sein wieder rauszukommen. Am frühen Nachmittag ist reger Betrieb auf dem Platz und es kommen viele, viele Besucher, meist Grossfamilien mit Zelt, Liegestuhl, Grill und allem möglichem, was man zum Campen braucht. Das Hotel Monachyle, welches den jährlichen Anlass auf dessen Grundstück veranstaltet ist eine eher exklusive Adresse. In der Hochsaison kostet das Zimmer pro Nacht gut £ 225.- bis £ 285.- inklusive Frühstück.
Das kulinarische Angebot soll hervorragend sein. Gegen Abend gehen wir zum Eventgelände, welches rund um das Hotel installiert wurde und stellen fest, dass nebst dem grossen und kleinen Musikzelt auch sehr viel Spiel- und Unterhaltungsmöglichkeiten für Kinder vorhanden sind. Das kulinarische Angebot ist vielfältig und auch das Getränkeangebot ist gross. Für das „Feast“ am Freitagabend muss man weit vorher vorbuchen (wussten wir nicht). In der dazugehörenden Barn, wo dieses „kulinarische Fest“ stattfindet werden Menus von verschiedenen Starköchen zubereitet, es gibt auch Musik und Tanz. Bald einmal spielt eine, vorwiegend aus jungen Frauen bestehende, Band auf – nicht ganz unser Geschmack, viel zu laut, öfters hört es sich ganz schräg und falsch an. Entsprechend ist auch das Publikum – meist nur Kinder und die finden diesen Lärm toll. Die zweite Band an diesem Abend ist schon um einiges besser und spielt viel Soul und Blues Musik.
26.05.2018/Sa Monachyle Mhor Festival
Am Vormittag geht es auf eine kurze Wandung dem Loch Doine entlang in Richtung Gebirge. Auch hier liegen auf den Gipfeln noch einige Schneefelder. Am Nachmittag füllt sich das Festgelände mit vielen weiteren Gästen. Wieder geht es auf das Festgelände und wir hören beim grossen Zelt großartige einheimische, schottische Musik. Es sind dieselben Musiker, welche schon im Mhor 84 aufgespielt haben. So haben wir uns das Festival vorgestellt und sind begeistert. Am Abend wieder andere Bands, die einen machen sehr gute Musik, andere sind nicht ganz nach unserem Geschmack. Teilweise ist es sehr laut und ich mache einen Handytest in Sachen Dezibel: zwischen 90 und 100, für unsere Ohren sehr grenzwertig. Wir haben totales Wetterglück. Es ist tagsüber bis zu 28° warm und die Sonne scheint den ganzen Tag – Regen keiner in Sicht.
27.05.2018/So Monachyle Mhor – Blair Castle – Falkirk
Bereits gestern hat Ernest beschlossen, wieder nach Blair Castle ans Highland Game zurück zu fahren. So geht es wieder dem Loch Tay entlang bis nach Kenmore und weiter nach Aberfeldy mit bekannter Whisky-Destillerie und Pitlochry zum Blair Castle. Auf einem grossen Gelände neben dem Schloss reihen sich schon zahlreiche Autos und Campers ein. Viele der Besucher sind aktive Dudelsackbläser, welche anlässlich dieser Games einzeln aufspielen und von Juroren bewertet werden. Das Festgelände besteht einmal aus zahlreichen Imbiss- und Getränkebuden, Verkaufsstände für Tweed, Wolle, Schafserzeugnisse, aus Horn hergestellten Erzeugnissen usw. und dann aus der „Arena“, wo alle die Wettbewerbe stattfinden – siehe Kurzgeschichte 04/2018.
Nebst den Tanzveranstaltungen, wo sich die jungen Mädchen bei ihren traditionellen Tänzen messen, sehen wir auch Steinwerfer, Ringer und vor allem die Dudelsackspieler, welche bewertet werden. Wie im Programm vorgesehen kommt es um 15 Uhr zu der grossen Attraktion, indem die „Armee“ vom Herzog von Atholl, begleitet mit etwa 50 Dudelsackpfeifer, in die Arena einmarschiert. Für dieses Game lässt sich der 11. Herzog von Atholl von einem Neffen, ebenfalls ein Mitglied des Atholl-Clans, vertreten. Der Durke of Atholl besitzt als letzter Brite das Privileg, eine Privatarmee, eben diese Atholl Highlanders, aufstellen zu dürfen. Eine alte Kanone wird abgefeuert und das Fest somit offiziell eröffnet. Diese Atholl Highlanders messen sich untereinander im Rennen, Seilziehen und Tanzen und werden vom Publikum grossartig angefeuert.
Nach einer guten Stunde ist die „Highlander-Show“ vorbei und die Truppe zieht wieder ab. Uns hat der Anlass super gefallen. Da auf dem Camping kein Platz mehr frei ist, ziehen wir weiter Richtung Süden, vorbei an Pitlochry, Perth und Sterling wieder zum Whell in Falkirk.
Kurzgeschichte Schottland 04/2018 – Highland Games
Die Highland Games sind traditionelle Veranstaltungen mit sportlichen Wettkämpfen. Sie waren ursprünglich Bestandteil der Treffen (Gatherings) schottischer Clans in den schottischen Highlands. Dort sind sie auch heute zu Hause, finden sich aber auch weltweit überall, wo sich Schotten angesiedelt haben.
In Schottland gibt es jährlich bis zu 100 Highland Games, die durch die Scottish Highland Games Association (SHGA) organisiert werden. Die bekanntesten Spiele finden alljährlich Anfang September in Braemar statt, das Braemar Gathering. Dieses steht unter der Schirmherrschaft von Königin Elisabeth II., deren traditioneller Sommersitz das nahegelegene Balmoral Castle ist und die deshalb regelmäßig anwesend ist.
Weltweit werden Highland Games von der International Highland Games Federation (IHGF) organisiert; diese veranstaltet seit 1980 auch Weltmeisterschaften.
Die Highland Games werden von traditioneller Musik, besonders dem Dudelsackspiel, und Tänzen begleitet. Auch hierbei werden Wettkämpfe ausgetragen. Die Spiele sind ein Volksfest für die ganze Gesellschaft und locken auch viele Touristen an. Auf Blair Castle haben wir sehr wenige Touristen gesehen. Das Publikum war vorwiegend schottischer Herkunft.
Die Highland Games stammen aus der Zeit der keltischen Könige in Schottland. Sie wurden ausgetragen, um die stärksten und schnellsten Männer Schottlands zu finden, die dann oft für den König Leibwächter und Boten wurden. Auch Frauen dürfen bei den Highland Games mitmachen.
Heavy Events
Neben den zahlreichen Wettbewerben haben sich die sportlichen "Heavy Events" mit schweren Gewichten zu den berühmtesten Disziplinen entwickelt. In einigen Fällen werden dabei unterschiedliche Gewichtsklassen (A-Heavy, B-Heavy und Frauen) verwendet.
Baumstammwerfen
Beim Caber Toss bzw. Tossing the Caber: Ein Baumstamm wird am dünneren Ende aufrecht gehalten. Der Werfer versucht den Stamm so hochzudrücken, dass er mit dem dicken Ende zuerst aufkommt und anschließend in eine 12 Uhr Position fällt (in gerader Linie weg vom Werfer). Die Größe des Baumstamms kann sehr unterschiedlich ausfallen, in Schottland wird traditionell ein knapp 6 Meter langer Stamm einer Lärche mit einem Gewicht von 79 Kilogramm (175 lb) verwendet. Bewertet werden die Schwierigkeit des Wurfes und die anschließende Lage.
Steinstoßen
Der Stone Put bzw. Putting the Stone ist sehr ähnlich dem olympischen Kugelstoßen. Anstatt einer eisernen Kugel wird jedoch ein Stein unterschiedlicher Größe verwendet. Der traditionell "Braemar Stone" wiegt dabei 20–26 lb (8 bis 11 Kilogramm), der aus einer stehenden Position geworfen wird. Frauen verwenden auch 13–18 lb, und es gibt Disziplinen mit einer erlaubten Drehung/Anlauf, die mit weniger Gewicht durchgeführt wird. Hammerwerfen
Der Scottisch Hammer oder Throwing the Hammer ist sehr ähnlich dem olympischen Hammerwurf. Bei den Highland Games ist der eiserne Block allerdings an einem tatsächlichen Hammerstiel mit 4 Fuß (1,2 Meter) Länge befestigt.
Highland Dancing (engl. „Hochland-Tanzen“) ist eine schottische Form des Schautanzes, die sich besonders durch schnelle Beinarbeit und kraftvolle Sprünge auszeichnet. Die Tänze sind meist Solotänze oder für vier Tänzer. Die Musik zu diesen Tänzen wird praktisch immer von einem Dudelsack-Solisten gespielt.
2018 | Falkirk-Oberengstringen | km | Koordinaten/Uebern'ort | M.ü.M. |
28.05.2018/Mo | Falkirk Wheel-Kendal(GB) | 295 | 54.326548N, 2.739224W | 51 |
29.05.2018/Di | Kendal-Stratford-u.o.Avon | 329 | 52.195590N, 1.698019W | 43 |
30.05.2018/Mi | Stratford-u.o.A.-Hythe | 292 | 51.070124N, 1.080816E | 2 |
31.05.2018/Do | Hythe-Dover/Calais-Arras | 161 | 50.298418N, 2.778160E | 54 |
01.06.2018/Fr | Arras-St.Dizier | 321 | 48.639981N, 4.951653E | 150 |
02.06.2018/Sa | St.Dizier-Oberengstringen | 401 | 47.408827N, 8.454159E | 398 |
28.05.2018/Mo Falkirk Wheel – Kendal (GB)
Einkaufen für die nächsten Tage im Tesco und dann fahren wir auf der Autobahn in Richtung Süden. Vorbei an Glasgow, Crawford, Lockerbie, Carlisle zu den Cumbria Mountains im Lake District in Grossbritannien. Der Lake District (deutsch „Seebezirk“) ist einer von fünfzehn Nationalparks des Vereinigten Königreichs. Als erster Nationalpark des Vereinigten Königreichs erhielt er im Juli 2017 den Status eines UNESCO-Welterbes. Er liegt in der Grafschaft Cumbria im Nordwesten Englands rund 130 km von Manchester entfernt und erstreckt sich über 2172 km². Die Cumbrian Mountains machen einen Großteil der eindrucksvollen Berg- und Seenlandschaft aus. Alle geographischen Punkte über 3000 Fuß (914,4 m) in England liegen im Lake District, ebenso der größte natürliche See Englands, der Windermere. Am Ufer des Windermere befinden sich die beiden Städte Ambleside und Bowness-on-Windermere. Die Stadt Windermere befindet sich nicht direkt am Ufer des Sees. Sie erhielt ihren Namen erst nach der Fertigstellung der Eisenbahnlinie und war zuvor unter dem Namen Birthwaite bekannt. Von Windermere aus ist das Seeufer rund 15 Minuten zu Fuß entfernt. Inzwischen ist Windermere mit Bowness weitestgehend zusammengewachsen. Windermere stellt mit seinem Bahnhof und anderen Verkehrseinrichtungen den Verkehrsknotenpunkt für die Umgebung dar, von dem aus Verbindungen z. B. nach Manchester bestehen. Wir durchfahren die kleine Stadt Bowness-on-Windermere und stellen fest, sie ist sehr touristisch.
Entsprechend hat es Menschenmassen rund um den Hafen, von wo aus die Ausflugsboote an- und ablegen. Um den See herum besteht die Landschaft vornehmlich aus kleineren Hügeln. Die höheren Berge (Fells) der Cumbrian Mountains erstrecken sich vor allem nach Norden und Osten. Im Volksmund heißt die Gegend oftmals nur „The Lakes“. Berühmt wurde sie im frühen 19. Jahrhundert durch die Gedichte und Literatur William Wordsworths und anderer „Lake Poets“. Die bedeutendsten Wirtschaftszweige sind die Schafzucht und der Tourismus. Auf Nebenstrassen geht es nach Kendal. Sie war die größte Stadt in der Grafschaft von Westmorland, die 1974 Teil der neu gebildeten Grafschaft Cumbria wurde. Die Stadt zählt etwa 30.000 Einwohner, ist Verwaltungssitz des Distrikts South Lakeland und liegt am Fluss Kent. Von diesem Fluss hat sie auch ihren Namen. Kendal war jahrhundertelang ein wichtiger Marktort. Im Mittelalter war Kendal berühmt für die Herstellung von Wollstoffen. Besonders der schwere „Kendal Green“ war berühmt, da er von den Bogenschützen in den Kriegen mit den Franzosen getragen wurde. Die Ruine von Kendal Castle (aus dem 12. Jahrhundert) schaut über die Stadt. Hier finden wir auf dem Parkplatz des Sportclubs! (und neben der Recyclinganlage der Stadt) einen ruhigen Übernachtungsort mit guten Spaziermöglichkeiten.
29.05.2018/Di Kendal – Stratford-up-on-Avon
Auf der Autobahn fahren wir vorbei an den Grossstädten Liverpool, Manchester und Birmingham (ohne grosse Staus) bis nach Stratford-up-on-Avon. Die Stadt ist gut eingerichtet für Busse und Camper und so finden wir schnell einen Platz hinter dem Welcome-Center. Von hier aus geht es zu Fuss in etwa 5 Minuten ins Zentrum. Der Name Stratford stammt aus dem Angelsächsischen: strete ford bedeutet Straßenfurt und weist auf die Stelle hin, an der in römischer Zeit die Straße den Avon querte. Im Jahr 1196 gründete der Bischof von Worcester dort eine Stadt und sicherte ihr die königlichen Marktrechte zu. Zur Zeit Shakespeares hatte Stratford etwa 800 Einwohner. Bei dem Ausbruch der Pest im Jahre 1675 starben 238 Menschen. Das bedeutete für lange Zeit den Niedergang der Stadt. Erst nach 1760 wurde sie wieder in das Bewusstsein der englischen Bevölkerung gehoben, als der berühmte Schauspieler David Garrick dort eine dreitägige Gedenkveranstaltung zu Ehren Shakespeares organisierte. Er beteiligte sich auch an der Finanzierung für den Bau des Rathauses im Jahre 1767, das er Shakespeare Hall nannte. Mit dem Ausbau des Eisenbahnverkehrs und anderer Verkehrswege im 19. Jahrhundert entwickelte sich Stratford zu einem bedeutenden Touristenzentrum.
Die Stadt wird jährlich von über zwei Millionen Menschen besucht. Tatsächlich ist die Stadt voll von Touristen, vornehmlich aus Asien. Hauptattraktionen sind die Stätten, die einen – wenn auch teilweise nur vagen – Bezug zu Shakespeare und seinem Werk haben. Allen voran das vermutete Geburtshaus des Dichters in der Henley Street. Hier wurde 1564 zumindest ein „William Shakspere“ geboren, dessen Vater John Shakespeare hier seine Werkstatt hatte. Es stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und ist ein Beispiel für ein typisches Haus der englischen Mittelklasse jener Zeit. Es ist ein Fachwerkhaus, mit braun gestrichenen Holzbalken, die Zwischenräume gefüllt mit Flechtwerk und Lehm. Das Gebäude ist gut restauriert und kann besichtigt werden, im Inneren findet man Einrichtungsgegenstände aus der elisabethanischen Zeit, allerdings kein einziges Teil, das wirklich Shakespeare gehört hat. Kaum sind wir zurück im Bob, fängt es an zu regnen. Schon seit vielen Tagen hatten wir keinen Regen und geniessen das klopfen auf dem Dach von Bob.
30.05.2018/Mi Stratford-up-on-Avon – Hythe
Windsor Castle ist unser nächstes Ziel. In Oxford, der Universitätsstadt legen wir eine Pause ein und schlendern durch die Fussgängerzone. Oxford ist die Hauptstadt der Grafschaft Oxfordshire. Die Stadt liegt an Themse und Cherwell 90 km nordwestlich von London, hat über 160.000 Einwohner und ist Sitz der alten und berühmten Universität Oxford und der Oxford Brookes University. Oxford ist bekannt als „city of dreaming spires“, ein Begriff, den Matthew Arnold aufgrund der harmonischen Architektur der Universitätsgebäude prägte.
Oxford kann auch mit einem schwarzen Kapitel aufweisen. 2015 enthüllte ein Bericht, dass in Oxford und ganz Oxfordshire von 2000 bis 2015, 373 Mädchen ab einem Alter von 11 Jahren Opfer von bandenmäßigem sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Kinderprostitution und Menschenhandel durch britisch-pakistanische Männer wurden. Wie in ähnlichen Fällen in Rochdale, Rotherham, Derby und Bristol schritten die Behörden trotz Hinweisen nicht ein. Wie bei anderen Missbrauchsskandalen in Großbritannien reagierten die Behörden nicht, weil sie befürchteten, rassistische Vorurteile zu bedienen. Die Mädchen waren in der Regel weiße Britinnen.
Bald gelangen wir nach Windsor Castle. Hier sind sie zwar für den Bustourismus gut eingerichtet, hingegen sind die Wohnmobilplätze spärlich. Trotzdem stellen wir Bob beim Busterminal ab und gehen zu Fuss durch einen Teil des Parkes Richtung Schloss. Ernest begibt sich zuerst und ich dann danach auf einen Rundgang durch das Schloss, da Calou nicht hineindarf. Die Sicherheitsvorkehrungen beim Eingang sind etwa genau so umfangreich wie auf einem Flughafen. Das Schloss und die besuchbaren Räume sind beeindruckend. Ein Besuch lohnt sich sehr.
Windsor Castle ist das größte durchgängig bewohnte Schloss der Welt. Die Ursprünge von Windsor Castle liegen in der Zeit Wilhelms des Eroberers. Das Schloss befindet sich mit dem gesamten Windsor-Anwesen im Besitz der Krone und wird durch den königlichen Haushalt verwaltet. Es ist Teil der Royal Collection, während das Windsor-Anwesen dem Crown Estate untersteht. Zusammen mit dem Buckingham Palace und dem Holyrood Palace in Edinburgh ist es eine der offiziellen Hauptresidenzen des britischen Monarchen. Unterhalb der Burg fließt die Themse auf ihrem Weg nach Osten zur Hauptstadt London. Windsor Castle wird auch als „englisches Versailles“ bezeichnet. Schloss Windsor war stets die offizielle Wochenend-Residenz der Könige und wurde von Königin Elisabeth II. zudem jährlich für einen Monat zu Ostern genutzt, während sie die Weihnachtsferien auf ihrem privaten Anwesen Sandringham House und die Monate August und September im schottischen Balmoral Castle verbringt. Anlässlich ihres 80. Geburtstags verlegte die Königin ihren ständigen Wohnsitz nach Windsor Castle und hält sich seither nur noch drei Tage pro Woche (gewöhnlich Dienstag bis Donnerstag) zu Arbeitszwecken im Londoner Buckingham Palace auf. Ihre Anwesenheit erkennt man an der königlichen Wappenstandarte auf dem Round Tower, während in ihrer Abwesenheit dort der Union Jack weht.
Die meisten Könige und Königinnen Englands hatten direkten Einfluss auf die Konstruktion und die Entwicklung des Schlosses, das ihnen zu ihren Zeiten jeweils als Garnison, Festung, Wohnhaus, offizieller Palast und manchmal auch als Gefängnis diente. Heute dienen die Gebäude sowohl als Museum als auch für staatliche Veranstaltungen sowie zu privaten Zwecken der Königin. Die Geschichte des Schlosses und die der britischen Monarchie sind untrennbar verbunden. Die Geschichte des Schlosses lässt sich chronologisch durch die Herrschaftszeiten der Monarchen nachvollziehen, die es besessen haben. Wenn das Land sich im Frieden befand, wurden dem Schloss große und prächtige Zimmer hinzugefügt. In Kriegszeiten wurde das Schloss stärker befestigt. Dieses Muster setzt sich bis in die heutige Zeit fort. Zum Schloss gehört auch die St George’s Chapel, eine Kollegiatstiftskirche. Sie gilt als eines der Hauptwerke des Perpendicular Style. Als Queen’s Free Chapel ist sie Eigenkirche der britischen Monarchen und dient als Kapelle des Hosenbandordens sowie als Grablege für zahlreiche Angehörige der Königsfamilie. Außerdem fanden in der Kapelle zahlreiche Hochzeiten und Taufen von Mitgliedern der Königsfamilie statt. Kürzlich auch die Hochzeit von Prinz Harry mit Meghan Markle.
Die Stadt rund um das Schloss gleicht einem riesigen Einkaufszentrum. Nicht nur Souvenirläden, auch Marken wie Fendi, Gucci, Gap, Harris Tweed, HM und viele mehr sind zu finden. Im Royal Shopping Center, in der alten Bahnhofshalle, finden sich weitere 40 Einkaufsgeschäfte.
Bei der Wegfahrt können wir einen Blick auf den Great Park werfen. Die Grösse von fast 1.950 Hektar ist beeindruckend. Die Parkanlage ist mit ihrem fünf Kilometer langen, von Bäumen gesäumten Long Walk, grandios.
Südlich von London führt uns der Weg auf der Autobahn bis Maidstone und weiter an die Küste nach Hythe in der Nähe von Folkstone. Leider sind die spärlichen Restaurants bereits zu,
Ernest hatte Lust auf ein „Plätzli“, nun gibt es ein feines Nachtessen im Bob. Wir parkieren am Royal Military Canal. Der Kanal läuft für 45 Kilometer von Seabrook, Nähe Folkostone und Cliff End bei Hastings der Küste entlang zwischen Klippen und Marschland. Er wurde als Abschreckung gegen eine allfällige Invasion Englands im napoleonischen Krieg erbaut. Am Abend ist Nebel aufgekommen und die Stimmung war eher „herbstlich“.
31.05.2018/Do Hythe – Dover/Calais – Arras
Der Nebel lag noch am frühen Morgen, hat sich aber relativ schnell gelüftet. Die kurze Strecke nach Dover ist schnell bewältigt. Wir fahren in das Hafengelände ein – ohne Ticket für die Fährüberfahrt von Dover nach Calais. Am ersten Kontrollposten wurde uns ein Zettel ausgehändigt mit KFZ-Nummer, Name usw. – wir sollen ganz nach hinten im Gelände fahren, dort könnten wir das Ticket lösen. Bei der Einfahrtslinie Nummer 150 sind wir stutzig geworden und Ernest hat mich rausgeschickt, um mich zu erkundigen, wo sich dieses Büro nun effektiv befindet. Konnte mir keiner sagen. Da ist mir in den Sinn gekommen, dass wir ganz zum Beginn der Aufstelllinie an einem „Driver’s Reception“ vorbeigefahren sind. So sind wir wieder zurückgefahren und tatsächlich befanden sich die Büros von DFDS und P&O Ferries in diesem Gebäude. Mit „ganz nach Hinten“ meinte die wohl „bei der ersten Kurve“! Bald hatte ich ein Ticket von DFDS in der Hand und wir konnten uns nach kurzer Zeit in die Reihe 141 einfügen. Mir wurde am Ticketschalter gesagt, dass wir Glück hätten, heute noch fahren zu können, es sei alles rappelvoll und er hätte gerade noch einen Platz für die 10.40 Uhr Fähre. Im Schiff selber haben wir feststellen müssen, dass dieses nicht zur Hälfte voll war und die uns mal wieder angeschwindelt haben. Calou konnte im Bob bleiben und wir haben die Überfahrt, wieder einmal im Nebel, mit einem Kaffee genossen. Ankunft in Calais nach 90 Minuten. Zuerst fahren wir entlang des Flüchtling-Sicherheitskorridors - beängstigend!
Durch weite Getreidefelder auf den Nebenstrasse geht es über St. Omer bis Arras. Nach einer kurzen Rund- und Orientierungsfahrt durch die Altstadt mit Bob – wieder einmal, Ernest kennt nichts! Finden wir beim Nautic-Centre einen Parkplatz (Einfahrt nur bis 3.5T!) und begeben uns zu Fuss in die Stadt. Diese verblüfft uns. Grosszügig angelegte Plätze gesäumt mit wunderschönen Herrschaftshäusern und vielen Strassenafés.
Ursprünglich war Arras eine keltische Siedlung (Atrebatae), die vom Stamm der Viromanduer bewohnt wurde. Später wurde sie von den Römern zur Garnisonsstadt Atrebatum ausgebaut. Bei der Teilung des Frankenreiches fiel Arras an Lothar I. In den westfränkischen Reichsannalen, den Annales Bertiniani, heißt es in Bezug auf den Vertrag von Verdun: „Außerhalb dieser Grenzen erhielt er (Lothar) bloß Arras durch die Güte seines Bruders Karl“. Arras lag über viele Jahrhunderte an der Grenze zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich. Die Herrschaft über die Stadt wechselte häufig. Schließlich wurden von dem Architekten Vauban Wehranlagen gebaut, die halfen, die Stadt dauerhaft unter französischer Herrschaft zu halten. Mit Hilfe von Mediatoren als Vertreter von Papst Eugen IV. und dem Konzil von Basel kam 1435 der Frieden von Arras zwischen Frankreich und dem bis dahin mit England verbündeten Burgund zustande (Hundertjähriger Krieg). Doch auch weitere Verträge wurden in dieser Stadt ausgehandelt und geschlossen. Von 1459 bis 1461 begingen Bürger der Stadt unter dem Namen „Vauderies d’Arras“ bekannt gewordene Denunziationen, Ketzer- und Hexenjagden, die der polnische Schriftsteller Andrzej Szczypiorski in seinem Roman „Eine Messe für die Stadt Arras“ verarbeitete. Wirtschaftlich lebte die Stadt lange vom Handel mit Flandern und wurde später ein wichtiges Zentrum für den Anbau und die Verarbeitung von Zuckerrüben. Große Bedeutung errang die Stadt als eines der Hauptzentren der südniederländischen Tapisserie-Herstellung. Diese Erzeugnisse aus den Manufakturen sind auch heute noch namentlich als Arrazzi bekannt.
Während des Ersten Weltkriegs lag Arras nahe der Front. Ab dem 6. September 1914 war die Stadt kurzfristig von deutschen Truppen besetzt, die aber noch im Verlauf des Monats an den Stadtrand zurückgedrängt wurden. Von Herbst 1914 bis 1918 fanden im Gebiet der nördlichen Vororte mehrere große Schlachten statt, so im Mai/Juni 1915 die Lorettoschlacht und die Schlacht bei Arras im April/Mai 1917. Die Alliierten konnten Arras gegenüber allen Angriffen der Deutschen behaupten – nicht zuletzt dank eines gigantischen, unterhalb der Stadt angelegten Tunnelsystems, in dem bis zu 24.000 Soldaten untergebracht werden konnten. Die Boves sind ein gut erhaltenes unterirdisches Tunnelnetz, 10 Meter unterhalb der Stadt. Sie wurden im 10. Jahrhundert schon erbaut und dienten u.a. als Lager für die Händler und können heute besichtigt werden. Die Idee später war ein riesiges unterirdisches Netz zu errichten, um die Keller aller Einwohner durch Tunnel miteinander zu verbinden. Das Aushubmaterial (Kreide) wurde zum Bau von Häusern verwendet. Während der Weltkriege wurden die Boves auch als unterirdischer Bunker genutzt, um Bewohner und wertvolle Gegenstände vor fallenden Bomben zu schützen.
Die Stadt wurde während des Krieges fast völlig zerstört: schon am 7. Oktober 1914 brannte das Rathaus und der Belfried stürzte am 21. Oktober 1914 ein. Die Kathedrale wurde am 6. Juli 1915 zerstört. Nach dem Krieg wurde Arras in historischer Form wiederaufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt von Juni 1940 (Westfeldzug) bis Ende August 1944 von deutschen Truppen besetzt, die hier 1943–1944 die Abwehrstelle Arras stationierten. 240 Franzosen wurden von den Besatzern als Mitglieder der Résistance in der Zitadelle von Arras hingerichtet.
Bei Kir und Bier lassen wir uns die Stadt auf uns einwirken und bekommen im Restaurant Bleumarin ein feines Nachtessen: Ernest ein frischer Fisch und ich eine Meerfrüchteplatte mit Langusten, Muscheln, Austern, Belons (Schnecken) usw. Während des Essens geht ein heftiges Gewitter los. Schön ist es, dass wir drinsitzen und dieses geniessen können. Bald lässt das Gewitter nach und wir kommen trockenen Fusses „nach Hause“.
01.06.2018/Fr Arras – St. Dizier
Via St. Quentin und Laon geht es wieder auf Nebenstrassen in Richtung Reims/Epernay. Auf der ganzen Strecke begegnen wir Heldenfriedhöfe in fast erschreckender Anzahl. Auch zahlreiche amerikanische Friedhöfe sind zu sehen. Alle sind vorbildlich gepflegt und unterhalten. In Dizy, kurz vor Epernay, ist Ernest etwas „unterzuckert“ und zum Glück finden wir an einer Kreuzung ein nettes Restaurant. Wir beschliessen noch kurz in Cramant vorbei zu fahren um Familie Simon-Michelot einen kurzen Besuch abzustatten.
Mein Vater hat vor x-Jahren als Champagnerimporteur gewirkt und Geschäfte mit dieser Familie gemacht. Die Familie hat sich aufrichtig gefreut uns zu sehen und wir haben über „alte Zeiten“ gesprochen. Mit zwei Kisten Champagner und 6 Gläsern sind wir wieder aufgebrochen und in Richtung Saint-Dizier gefahren. Über Saint-Dizier gibt es nicht viel zu erzählen. Sie liegt am Fluss Marne, der auch den Canal entre Champagne et Bourgogne speist. Durch diesen wird – unter Ausnutzung weiterer Flüsse und Kanäle – eine schiffbare Verbindung aus dem Raum Paris bis zum Mittelmeer ermöglicht. Etwa zehn Kilometer westlich der Stadt befindet sich der größte Stausee Frankreichs, der Lac du Der-Chantecoq. Am Kanal selber finden wir in einem neueren Quartier einen Stellplatz.
02.06.2018/Sa Saint-Dizier - Oberengstringen
Auf der Fahrt in Richtung Schweiz besichtigen wir noch die Stadt Nancy. Nancy ist eine Flussstadt in der Region Grand Est im Nordosten Frankreichs, die für ihre Spätbarock- und Jugendstilarchitektur bekannt ist. Einige dieser Sehenswürdigkeiten stammen aus der Zeit als Hauptstadt der Herzöge von Lothringen.
Die Hauptattraktion ist der Place Stanislas aus dem 18. Jahrhundert. Dieser Platz mit vergoldeten, schmiedeeisernen Toren und Rokoko-Brunnen befindet sich neben verzierten Palästen und Kirchen in der historischen Altstadt. Hier genehmigen wir uns eine Apéro und flanieren anschliessend noch durch die Fussgängerzone. Bei St-Dié müssen wir uns entscheiden, ob wir durch den Tunnel durch die Vogesen fahren oder über den Col du Bonhomme. Ernest entschliesst sich für die Passfahrt und wir überqueren das Gebirge auf gut ausgebauter und sehr verkehrsarmer Strasse und kommen besser voran als angenommen. Auf der Autobahn geht es via Mulhouse, Basel, Belchen zurück nach Oberengstringen.
Fazit: Schottland hat uns sehr gut gefallen. Wir hatten Wetterglück, auch wenn im Bericht immer wieder einmal von Wind und Regen geschrieben wird. Die Schotten sind ein sehr sympathisches und freundliches Volk. Die Landschaften sind sehr abwechslungsreich und alles ist sehr ordentlich und sehr sauber. Die inneren und äusseren Hebriden sind ein Besuch wert, obwohl die Überfahrten mit den Fähren ordentlich Geld kosten (abhängig von Fahrzeuggrösse/Fahrzeuglänge). Hier finden wir wunderschöne Sandstrände, schroffe Küstenlandschaften, kleine Weiler und viel Weideland. Natürlich gibt es in Schottland noch viel mehr Schlösser, Burgen und Ruinen zu besichtigen – wir haben uns auf einige wesentliche beschränkt. Der Norden von Schottland ist sehr karg, aber ebenfalls lohnend zu besuchen. Die Strassen sind relativ eng, aber es gibt zahlreiche Ausweichstellen (teilweise alle 30 Meter) und das Befahren mit grösseren Fahrzeugen sowohl auf den Inseln wie auch auf dem Schottischen Hochland sind kein Problem. Die Schotten sind sehr umsichtige Fahrer. Aufpassen muss man auf gewissen Strecken auf Schafe, welche immer wieder auf der Strasse stehen. Schafe hat es in Schottland nicht nur tausende, nein hunderttausende. Viele Schafe hatten Lämmchen, meist zwei bis drei pro Mutter, was sehr niedlich anzusehen war. Schottland ist auch sehr „Hundefreundlich“. In den meisten Parks und Anlagen darf man den Hund mitnehmen – an der Leine wohlverstanden. Dies allerdings, sehen die Schotten selber auch nicht immer so „eng“ und viele Hunde laufen frei, alle sind wohlerzogene und gute, friedliche Hunde. – Schottland, wir kommen wieder!
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